Die Not ist groß bei den Zeitungsverlagen. Jedes Jahr geht in Deutschland die Auflage um 300.000 Exemplare zurück, das ist die Größe einer mittleren Regionalzeitung. In der Not neigt manch einer zur Verzweiflungstat. Oder überschätzt sich zumindest gewaltig.
Die "FAZ" erwartet, dass ein User für die 24-stündige Nutzung eines Online-Artikels zwei Euro bezahlt – und damit mehr hinlegt, als für die gesamte Printausgabe. Fühlt sich der kaufgeneigte Leser da nicht auf den Arm genommen? "Not macht breitbeinig", sagte einmal der Schriftsteller Albert Thelen. Aber in der Paid-Content-Debatte manchmal eben auch blind.
Wo Paid Content funktioniert, können sich Zeitungsverlage bei manchen Fachbuchverlagen abschauen. Es sind Spezialinhalte für eine vergleichsweise kleine Zielgruppe, mit denen man online Geld verdienen kann: juristische Datenbanken, Fachartikel und Special-Interest-Themen. Es sind Inhalte, die auch schon vorher nie für eine Reichweitenvermarktung infrage kamen, da sie zu speziell sind. So löst sich auch das immer wieder ins Feld geführte Dilemma Reichweite gegen kostenpflichtigen Zugang im Nichts auf.
Auch in Sachen mobile Bezahl-Inhalte haben Buchverlage oft die Nase vorn. Reiseführer, die vor Ort heruntergeladen werden können, Gesetzestexte, die laufend aktualisiert werden: Wo der Mehrwert stimmt, rollt auch der Euro.
Eine Strategie für Zeitungen könnte sein, sich durch Kooperationen Spezialinhalte und Mehrwert ins Haus zu holen. Breitbeinig könnten sich dann andere hinstellen: die Fachverlage.