Bekannt wurde der 1926 in Hamburg geborene Schriftsteller Hermann Kant vor allem mit seinem Roman "Die Aula", der 1965 im Rütten & Loening Verlag Berlin erschien. Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach erhält neben dem Typoskript dieses Romans auch die verschiedenen Fassungen seiner späteren Romane wie "Das Impressum" (1972), "Der Aufenthalt" (1977), "Okarina" (2002), "Kino" (2005) sowie seiner Autobiografie "Abspann".
Durch seine Funktionen in der Sozialistischen Einheitspartei und im Schriftstellerverband der DDR, dessen Präsident er von 1978 bis 1990 war, spielte Hermann Kant eine zentrale, bis heute umstrittene Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen Staatsmacht und Literatur. Auch zu diesem Thema versprechen seine detaillierten Tagebücher, Gesprächsnotizen, Redeentwürfe und seine Korrespondenzen, die nahezu vollständig überliefert sind, neue Aufschlüsse. Dazu kommen zahlreiche Leserbriefe, Fotos, Tonbänder, Bücher und andere Materialien.
Ebenfalls nach Marbach geht der Nachlass des Schriftstellers Dieter Noll (1927–2008). Sein "Roman einer Jugend" "Die Abenteuer des Werner Holt", in dem er eigene Erlebnisse als Flakhelfer verarbeitete, setzte 1960 den Maßstab für den kulturpolitisch erwünschten "sozialistischen Entwicklungsroman" und war – ebenso wie Kants "Aula" – jahrzehntelang Pflichtlektüre in den Polytechnischen Oberschulen der DDR. Vorhanden sind auch die Unterlagen zur Fortsetzung des Romans, die 1963 unter dem Titel "Roman einer Heimkehr" erschien und die Erlebnisse seiner Zentralfigur nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone beschreibt. Außerdem enthält der Nachlass von Dieter Noll Manuskripte zu seinen weiteren Werken, Tagebücher und Briefwechsel, darunter den handschriftlichen korrigierten Entwurf zu jenem Brief Nolls an Erich Honecker, der 1978 im Neuen Deutschland veröffentlicht wurde und zum Ausschluss kritischer Schriftsteller aus dem Schriftstellerverband beitrug.