"Books Tell You Why", unter deutsch-amerikanischer Führung und Mitglied der Antiquarian Booksellers' Association of America (ABAA), ist seit sieben Jahren in South Carolina tätig. Angebotsschwerpunkt sind Modern First Editions, signierte Erstausgaben und klassische amerikanische Literatur. Zu finden sind beispielsweise Mark Twain, John Steinbeck und Ernest Hemingway, aber auch Ian McEwan, Doris Lessing, Umberto Eco und Ian Fleming. Wir haben mit Geschäftsführer Joachim Koch über sein Facebook-Engagement gesprochen.
Seit wann sind Sie bei Facebook dabei?
Wir sind als Antiquariat seit April 2009 "auf Facebook". Wie das so kommt heutzutage. Eine E-Mail mit einer Einladung von einem Bekannten, "meet your friends on Facebook", ein paar Minuten an der Tastatur und schon waren wir "in", Books Tell You Why auf Facebook. Wie alles vieles im Netz, einfach, umsonst, "we can do this". Insbesondere nachdem wir einen Großteil unserer Alltagstransaktionen online bearbeiten, war eine Plattform wie Facebook naheliegend. Da wir immer wieder neue Kommunikationskanäle erschließen wollen, mit Myspace, Blogs und anderen Möglichkeiten nur begrenzt positive Erfahrungen gemacht haben, musste nun Facebook her. Unsere Kinder waren schließlich schon lange da – und sind heute einige Dimensionen weiter zum Beispiel mit Twitter und Squidoo. Antiquariate müssen ja nicht in jeder Beziehung antiquiert sein. Innerhalb kürzester Zeit waren die persönliche Seite und Books Tell You Why-Page gestartet, Bilder hochgeladen, das Logo neu formatiert und – "we're in business".
Was sind Ihre Erfahrungen? Wen spricht man dort an?
Gute Frage. Facebook kommt ohne Anleitung, was man tun soll, fast wie im richtigen Leben. Fast wie im richtigen Leben wird man aber auch schnell mit allen möglichen und unmöglichen Situationen und Fragen konfrontiert. Sobald man erste "Freunde" gefunden hat, geht's los. Der Begriff Freund bekommt auf Facebook eine gänzlich neue Bedeutung. Alles, was sich bewegt und interessant erscheint, wird zum Freund. Leicht sind Stunden verbracht mit Freunden, Freunden von Freunden, in Fotoalben von Freunden und Leuten, von denen man nie gehört hat und wahrscheinlich nie hören wird. Von echten Kontakten ganz zu schweigen.
Mit der Zeit kommen zu Versuchen der Selbstreklame erste Posts von Besuchern, Fragen und so weiter. Die Standardfrage für den Antiquar hat es auch zu Facebook geschafft: "Ich habe da so ein altes Buch und möchte wissen, was es wert ist." Erste Interaktion, Kommentare auf Kommentare. Und, obwohl natürlich vom Start an erwartet, aber dann doch eher etwas später, Besuche auf unserer Webseite www.BooksTellYouWhy.com von Besuchern unserer Facebook-Seite. Nach einiger Zeit haben Besucher, die von Facebook kamen, tatsächlich erste Käufe auf unserer Webseite getätigt. Mittlerweise kommt täglich Traffic von Facebook auf unsere Webseite und in bescheidenem Rahmen kommt der Verkauf von Büchern, Anfragen, die zu Verkäufen führen, und so weiter.
Wie reagieren die Kollegen? Was halten amerikanische Antiquare von der Sache?
Die Kollegen reagieren ähnlich wie wir auch. Jeder geht unterschiedlich und mit eigener Geschwindigkeit vor, koppelt Facebook-Aktivitäten mit Twitter oder bleibt zunächst erstmal in Beobachtungshaltung. Unser Verband, die ABAA, ist auf Facebook vertreten, es läuft hier einige Kommunikation, die vorher per E-Mail und Verteilerlisten getätigt wurde. Es gibt immer noch Internet-Dinosaurier, die dem Netz die Schuld geben, dass es vielleicht irgendwann einmal keine Bücher mehr gibt. Wir sind der Meinung, dass dies möglicherweise zutrifft auf das Buch als Informationsträger, keinesfalls jedoch auf das Buch als Subjekt, als Produkt erstklassigen Handwerks, Objekt der Begierde und Sammelleidenschaft.
Gibt es Pläne für die nächsten Monate?
Wie mit den meisten Dingen bekommt man das Ergebnis, das man sich durch vorherige Aktivitäten verdient. Für uns ist es weniger wichtig, einen bestimmten Umsatz durch Facebook abzuwickeln, sondern vielmehr Aufmerksamkeit für das Thema antiquarisches Buch zu schaffen, unser Antiquariat als kompetenten Dienstleister in diesem Bereich ins Gedächtnis zu bringen und interessante Beziehungen zu knüpfen, über den ersten Facebook-"Freund" weit hinaus. Nicht viel anders als Darstellungen in Fachmagazinen mit dem Unterschied der Möglichkeit der direkten Rückmeldung und Kontaktaufnahme. Wir werden unsere Facebook-Präsenz weiter ausbauen und die Entwicklung gespannt beobachten, um unseren Kunden die Kommunikation anzubieten, die in ihren Augen am einfachsten und zweckmäßigsten ist.
Die Fragen stellte Björn Biester.