Kommentar

Ein Anfang ist gemacht

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Die erste GfK-Statistik zum Verkauf von E-Books im Endkundenmarkt hat ein zweispältiges Echo hervorgerufen. 65.000 E-Books im ersten Halbjahr – das mag kein Branchenteilnehmer so richtig glauben. Welche Signalwirkung diese Zahl haben könnte, analysiert Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen in einem Kommentar.
Es gibt nichts Ungenaueres als Zahlen. Jedenfalls dann, wenn sie aus der Hand von Statistikern, Markt- und Meinungsforschern kommen. »65 000 verkaufte E-Books im ersten Halbjahr? Ein Erfolg!«, behaupten die einen – »65 000 E-Books? Ein  Desaster!« die anderen. Irgendwo in der Mitte zwischen halb leerem und halb vollem Glas wird man sich in der Branche treffen. Ob die Zahl der GfK wirklich stimmt, und ob sie in Wahrheit nicht viel höher sein müsste, ist dabei zunächst zweitrangig. Man kann zu Recht bezweifeln, dass die beim GfK-Verbraucherpanel erhobene Stichprobe irgendeine Aussagekraft hat. Und es wäre schon ein erstaunlicher Zufall, wenn sich ausgerechnet unter den repräsentativ ausgesuchten Panelisten die »technischen Innovatoren« tummeln, die Marktanalysten für die Avantgarde der E-Book-Käufer halten (Aber ob sie es auch sind?).

Doch ganz gleich wie zuverlässig die Zahl nun ist – sie ist immerhin ein Indikator. Sie zeigt eine Größenordnung an, die klar macht, wie mikroskopisch klein der E-Book-Markt in Deutschland noch ist. Aber er hat Chancen, in den nächsten Jahren zu einem wahrnehmbaren Segment heranzuwachsen, das Verbraucher, Buchhändler und Verlage tatsächlich spüren – auch in der Umsatzstatistik. Sobald es ein Netz aus mobilen, drahtlosen Readern, einem attraktiven Titelangebot und einer funktionierenden Vertriebsinfrastruktur gibt, werden wir es auch im deutschen Markt mit veränderten Verhältnissen zu tun haben. Dies hat nichts mit Medienhype zu tun. Es ist lediglich ein Anfang.