Das Antiquaria-Programm des ZVAB gibt es seit 2002. Warum kommt erst jetzt eine Kooperation beim Abrechnungsverkehr zwischen BAG und ZVAB zu Stande?
Holger May: Erste Gespräche gab es schon vor einiger Zeit, in der Zwischenzeit aber auch andere Prioritäten. Der neue Anlauf, den wir auf der Frankfurter Buchmesse 2008 unternommen haben, hat schnell zu einer Einigung geführt. Für mich, der ich im September 2008 bei der BAG begonnen habe, war bereits aus den ersten Gesprächen mit Buchhändlern klar, dass die Besorgung vergriffener Titel für den Endkunden eine wertvolle Dienstleistung darstellt. Antiquaria ist dabei ein sehr hilfreiches Angebot für den Buchhandel - und die Abwicklung des Abrechnungsverkehrs durch die BAG macht es allen Beteiligten noch einfacher.
Bernd Heinisch: Auf unserer Agenda stand es von Anfang an. Die Einbindung und Umsetzung der BAG-Abrechnung war jedoch nicht von heute auf morgen zu realisieren. Von der Konzeption über die technische Ausführung bis hin zu ausführlichen Funktionstests, die in den letzten Wochen liefen, haben wir viel Zeit in dieses Projekt gesteckt. Die jetzige Lösung ist wirklich optimal und bringt echten Mehrwert.
Welche Erwartungen haben Sie an die Kooperation?
Heinisch: Über Antiquaria bestellen Buchhändler seit Jahren vergriffene und antiquarische Bücher für ihre Kunden. Bisher mussten sie dabei jede Rechnung der Antiquare einzeln begleichen, was natürlich einen gewissen Aufwand bedeutete und für einige Buchhandlungen auch abschreckend wirkte. Nun, da die Buchhändler ihre über Antiquaria bestellten Titel per Sammelrechnung bezahlen können, gehen wir davon aus, dass im Buchhandel vermehrt auf Antiquaria zurückgegriffen und den Kunden dieser Zusatzservice geboten wird.
May: Das Motto der BAG lautet "Eine Rechnung reicht". Unser Ziel ist die Aufnahme möglichst aller wichtigen Lieferanten und Dienstleister des Buchhandels in den Abrechnungsverkehr via BAG. Und das ZVAB mit dem Antiquaria-Programm hat zweifellos eine ganz wichtige Funktion für den Buchhandel, indem es ein vielfältiges Angebot bündelt und als Marktplatz Antiquare und Buchhändler zusammenführt. Damit gelingt erstmals eine nennenswerte Abwicklung von antiquarischen Titeln im Rahmen der BAG-Abrechnung.
Welche Vorteile bietet das Angebot für die teilnehmenden Buchhändler und Antiquare? Inwiefern profitiert der Kunde davon?
May: Der Buchhändler verringert seinen Aufwand rund um die Beschaffung antiquarischer Titel erheblich: Er muss die Fälligkeiten von einzelnen Rechnungen nicht mehr verfolgen und spart Buchungen und den Zahlungsverkehr vollkommen ein. Künftig schlägt sich die Beschaffung von antiquarischen Titeln nur noch als zusätzliche Position auf der Sammelabrechnung der BAG nieder. Zudem hat der Buchhändler einen Liquiditätsvorteil durch die BAG-Abrechnung.
Heinisch: Auch der Antiquar hat durch die BAG-Abrechnung weniger Aufwand: Er muss nicht mehr den Zahlungseingang für jede einzelne Antiquaria Bestellung verfolgen, sondern erhält die Zahlungen gesammelt und zeitnah durch das ZVAB. Außerdem erweitert sich für die Antiquare der Kundenkreis um die Buchhändler, die nur dann an Antiquaria teilnehmen, wenn sie über die BAG abrechnen können. Für den Endkunden steigen damit die Chancen, in jeder Buchhandlung vergriffene Bücher genauso einfach wie lieferbare Bücher erwerben zu können.
Fallen für die teilnehmenden Antiquariate keinerlei Kosten an?
Heinisch: Für die Antiquariate entstehen keine zusätzlichen Kosten.
Gibt es potenzielle Schwierigkeiten?
Heinisch: Im Gegenteil, wir haben viel Rückenwind. Die BAG-Abrechnung war bei vielen ein Desideratum. Da es sich um einen kostenlosen Zusatzservice handelt, können Buchhandlungen und Antiquariate aber frei entscheiden, ob sie die Vorteile nutzen möchten. Bezahlung per offene Rechnung bleibt selbstverständlich weiterhin möglich.
May: Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Angebot eine gute Resonanz findet. Je mehr Antiquare den Zahlungsweg BAG-Einzug via Antiquaria einrichten, desto größer ist das Angebot für die an der BAG-Abrechnung teilnehmenden Buchhändler – und entsprechend steigt deren Nachfrage.
Seit Juni 2009 können auch Antiquare über Antiquaria bestellen. Besteht nun die Möglichkeit, auch den Abrechnungsverkehr zwischen Antiquariaten über die BAG laufen zu lassen?
Heinisch: Ja, Antiquariate, die Mitglied des Börsenvereins und Kunde der BAG sind, können ihre Käufe über die BAG abrechnen.
Gibt es bereits erste Reaktionen von Buchhändlern oder Antiquaren? Wie wurde das Angebot aufgenommen?
May: Es gibt Buchhändler, die mich bei jedem Telefonat oder Treffen auf einer Branchenveranstaltung nach dem Stand der Verhandlungen zwischen ZVAB und BAG beziehungsweise dem offiziellen Start der Kooperation befragt haben. Jetzt sprach mich eine begeisterte Buchhändlerin an, dass sie durch unser Angebot monatlich einige Stunden in der Verwaltung spart und sich deshalb viel besser um ihr Kerngeschäft, den Verkauf von Büchern, kümmern kann. Ein Buchhändler, der am Test der Arbeitsabläufe teilgenommen hat, will nun ausschließlich das Antiquaria-Programm für die Beschaffung antiquarischer Titel nutzen. Und eine weitere Buchhändlerin hat ihre Mitarbeiter angewiesen, nun in Verkaufsgesprächen verstärkt auf die Möglichkeit hinzuweisen, auch vergriffene Titel beschaffen zu können.
Heinisch: Auch wir wurden häufig von Buchhändlern angesprochen, die sich die BAG-Abrechnung für Antiquaria gewünscht haben. Die Reaktion der Buchhändler, die an der Testphase teilgenommen haben, war deshalb durchweg positiv. So freute sich eine Buchhändlerin über die gewonnene Zeit: "Super, dann spare ich mir meine Wochenendbeschäftigung: Das Buchen und Bezahlen der Antiquariatsrechnungen." Auch von Antiquaren haben wir bereits positives Feedback bekommen. Bisher in der Pilotphase konnten nur einzelne Buchhändler und Antiquare das Angebot testen. Jetzt mit Start des Projektes können sich alle Buchhändler und Antiquare von den Vorteilen der BAG Abrechnung für Antiquaria Bestellungen überzeugen.
Die Fragen stellte Sarah König.
