Als Helma Fischer 1967 ihre Ausbildung in der Steinmetz'schen Buchhandlung in Offenbach begann, war noch nicht abzusehen, dass diese Buchhandlung ihre Herzensangelegenheit werden sollte. Denn nach der Lehrzeit folgte sie zunächst ihrer zweiten Leidenschaft, dem Reisen in fremde Länder und andere Kontinente. Zweimal liebäugelte sie mit der Tourismusbranche und war einige Zeit als Reiseleiterin unterwegs. Ihre Bodenständigkeit brachte sie wieder nach Offenbach und zu den Büchern zurück.
Sie absolvierte den Assistentenkurs an der Fachschule des Deutschen Buchhan-dels in Seckbach und trat dann wieder in die 1835 gegründete Steinmetz'sche Buchhandlung in Offenbach ein. Sie wollte Menschen für Bücher begeistern und im Buchhandel etwas bewegen, und das sollte in Offenbach geschehen. Bei dem heute hochbetagten Inhaber, Herrn Lothar Franck, Nestor unter den Buchhändlern in Hessen, fand sie die notwendige Unterstützung, um die Traditionsbuchhandlung zu einem literarischen Treffpunkt der Industriestadt zu machen.
Für ihr umfangreiches Veranstaltungsprogramm, meist zusammen mit der „Gemeinschaft der unabhängigen Buchhandlungen in Offenbach“ und der Stadtbücherei, geht Helma Fischer immer wieder neue Wege und sucht sich interessante Partner, wie die IHK Offenbach, deren stellvertretende Präsidentin sie ist. Alle Veranstaltungen werden von ihr akribisch vor-bereitet. Bei schönem Wetter verlegt sie eine Lesung auch in den kleinen Garten hinter der Buchhandlung – oft mit musikalischer Begleitung. Neue Entwicklungen im Buchhandel beo-bachtet sie aufmerksam und aufgeschlossen. So ist es dann nur folgerichtig, wenn sie bei einer Präsentation der schönsten Bücher der Stiftung Buchkunst dem Publikum als Kontrast auch ein E-Book vorführt.
Der Ansporn, etwas im Buchhandel zu bewegen, brachte Helma Fischer dazu, sich ehrenamtlich im Börsenverein zu engagieren. Von 1989 bis 1992 gehörte sie dem Vorstand des damaligen Hessischen Verleger- und Buchhändlerverbandes als Schatzmeisterin an. Von 1992 bis 1998 war sie dessen Vorsitzende. Die Verbandsreform und die Berufsbildung waren ihre wichtigsten Themen. Die von ihr mit angestoßene Diskussion um die Verbandsreform mündete nach ihrer Amtszeit in den Gesamtverein Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Als Vorsitzende des Landesverbandes gehörte sie als Delegierte auch dem Sortimenter-Ausschuss und der Abgeordneten-Versammlung des Börsenvereins an.
Für die Berufsbildung war sie von 1992 bis 1998 im Ausschuss für Berufsbildung tätig, der zugleich das Kuratorium der Schulen des Deutschen Buchhandels stellte. Bis heute ist sie der Berufsbildung als Vorsitzen-de der Prüfungskommission Buchhandel der IHK Frankfurt und als Vorsitzende des Fördervereins Berufsbildung Buchhandel verbunden.
Bei alledem bleibt nur im Urlaub Gelegenheit, der Reise- und Entdeckerlust zu frönen. Pauschalreisen kommen allerdings nicht in Frage. Statt dessen stellt Helma Fischer ihre Touren individuell zusammen und plant sie perfekt mit Hilfe ihrer umfangreichen Bibliothek an Reiseliteratur durch. Ob aus Südostasien oder aus Lateinamerika, von überall bringt sie dann ihre originellen Reiseberichte mit. Etwa von dem Hotel in einem Andenstaat, das ihre Dollarscheine nicht annehmen wollte und ihr deshalb keine Übernachtungsmöglichkeit bot. Die Beamten der nahen Polizeistation erwiesen sich als Freunde und Helfer und gewährten ihr über Nacht Asyl in einer Gefängniszelle. Am Morgen spendierten sie ihr noch zusätzlich ein Frühstück.
Bei aller Neugier auf Fremdes und Ungewöhnliches, am Ende zieht es Helma Fischer nach Offenbach und in die Buchhandlung zurück. Auch nach großen Fernreisen hat sie es bisher immer geschafft, pünktlich wieder in der Buchhandlung zu sein. Ein Friseurtermin vorher ist aber Pflicht.
Ihren Kolleginnen und Kollegen ist sie – wenn gewünscht – eine kluge Ratgeberin, trinkt ger-ne mit ihnen einen guten Rotwein. Das Sonntagsabonnement in der Alten Oper Frankfurt, gibt ihr Gelegenheit, anschließend öfters im Palmengarten, ihrem Lieblingsort in der Nachbarstadt, spazieren zu gehen.
Mögen viele Kundinnen und Kunden der Buchhändlerin aus Leidenschaft weiterhin mit Lesefreude danken! Die Kollegen und Freunde gratulieren herzlich.