Presseschau China-Symposium

Fehler, Entschuldigungen, Eklat

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Das Symposium der Frankfurter Buchmesse »China und die Welt - Wahrnehmung und Wirklichkeit« war heute noch einmal Thema in den Medien. 

Frankfurter Rundschau

Kommentar: »Am Ende, als es noch einmal ernst wurde auf dem Symposium, das so etwas wie die Auftakt-Veranstaltung der Frankfurter Buchmesse sein sollte, versagte nicht nur der Leiter der Buchmesse Jürgen Boos, sondern der Skandal des Tages war, dass Herbert Wiesner, der Generalsekretär des deutschen PEN, sich weigerte, auf Fragen aus dem Publikum einzugehen. Darunter die ihn unmittelbar betreffende, warum nämlich er diese Veranstaltung nicht nutze, um die Lage der in chinesischen Gefängnissen einsitzenden Autoren zur Sprache zu bringen.«

 

Frankfurter Rundschau

Zusammenfassender Berich: »Zwei entscheidende Fehler, zwei öffentliche Entschuldigungen, ein unübersehbarer Eklat, der dann doch noch um Haaresbreite vermieden wurde - schon der erste Tag eines Frankfurter Symposions zu China, dem Ehrengastland der kommenden Buchmesse (14. bis 18. Oktober), war stürmisch und verräterisch zugleich. Die wichtigste Nachricht des Tages ist, dass die beiden chinesischen Regimekritiker Dai Qing und Bei Ling an der Veranstaltung teilnehmen und mit den offiziellen Regierungsvertretern diskutieren konnten. Drastisch klar wurde aber, zu was für einen kultur- und außenpolitischen Hochseilakt sich die Buchmesse durch die Entscheidung entwickelt hat, ausgerechnet das nach wie vor von Zensur gezeichnete Land China zum Ehrengast einer Messe zu erklären, die das Recht auf Meinungsfreiheit zu ihren unabdingbaren Fundamenten zählt.«

 

Die Welt

Mit der Einladung habe die Buchmesse China mit Fragen nach dem Umgang mit Menschenrechten und regimekritischen Schriftstellern konfrontieren wollen, erinnert Uwe Wittstock in seinem Kommentar. Weiter schreibt er: »Doch genau das haben sie nicht getan. Als sich jetzt in Frankfurt bei einem vorbereitenden Symposion die Gelegenheit dazu bot, ließ sich die Messe erpressen. Die chinesische Delegation verlangte, zwei Regimekritiker vom Symposion auszuschließen. Statt dieses Ansinnen öffentlich zurückzuweisen und so tatsächlich die Schattenseiten chinesischer Kulturpolitik zu dokumentieren, machten sich die Messe zum Erfüllungsgehilfen und bemühten sich, die eingeladenen Dissidenten von der Veranstaltung fern zu halten. Auch im Westen sollten die Kritiker schweigen und nur die Funktionäre sprechen dürfen. Diese Bereitwilligkeit war, milde formuliert, kein politisches Reifezeugnis. Wer mit einem so mächtigen Gegenüber wie China verhandelt, sollte sich seiner politischen Grundsätze sicher sein«.

Focus

»Nach Angaben von Buchmesse-Sprecher Thomas Minkus wollten die chinesischen Offiziellen mit dem Auszug vor allem dagegen protestieren, dass die Programmänderung mit den Grußworten von Dai Qing und Bei Ling nicht mit ihnen abgesprochen worden sei, obwohl es sich um eine gemeinsame Veranstaltung handele. Diese Panne bei der Absprache habe Buchmesse-Direktor Boos eingeräumt und sich dafür entschuldigt. Danach kehrten die chinesischen Offiziellen schließlich wieder in den Saal zurück und stellten sich auch einer kritischen Frage Dai Qings über die Informationspolitik in China. Die beiden Dissidenten saßen zwar nicht selbst mit am Podium, konnten aber aus der ersten Reihe des Publikums in die Diskussion eingreifen.«