Zu der knapp eine Million Objekte zählen umfangreiche Bestände zur Papiergeschichte mit der weltweit größten Wasserzeichensammlung und einmalige Archivalien und Dokumente zur Buchgeschichte, die Sammlung des Dresdner Schneidermeisters und Büchersammlers Heinrich Klemm und kulturhistorische Zeugnisse zur Schriftgeschichte, die Sammlung grafischer Blätter oder die Künstlerbücher. Die Fachbibliothek mit historischer und moderner deutschsprachiger und internationaler Literatur zum gesamten Buchwesen enthält mehr als 80.000 Bänden und rund 200 laufende Zeitschriften.
In einer öffentlichen Festveranstaltung zum Jubiläum des Museums am 24. September um 19 Uhr in der Deutschen Nationalbibliothek am Deutschen Platz in Leipzig diskutieren der Kulturdezernent der Stadt Leipzig, Michael Faber, der Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig, Prof. Dr. Ulrich Schneider und Prof. Dr. Wolfgang Ernst vom Fachbereich Medienwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin unter der Moderation von Thomas Bille Vergangenheit und Zukunft von Buch-Orten. Die im Wallstein Verlag erscheinende Festschrift enthält neben zahlreichen Beiträgen prominenter Autoren wie Prof. Dr. Norbert Lammert, Hans Magnus Enzensberger, Prof. Dr. Klaus Dieter Lehmann und Dr. Gottfried Honnefelder eine umfassende Chronik und zahlreiche Abbildungen aus den Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums.
Aber nicht nur Geburtstag feiert das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, es erhält im Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig auch neue Ausstellungsräume, einen neuen Lesesaal und erweiterte Magazine. "Voraussichtlich Ende nächsten Jahres werden wir umziehen können und die neue Dauerausstellung des Museums eröffnen", berichtet die Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Stephanie Jacobs. "Auf der Suche nach historischen Bruchstellen in der Geschichte von Schrift und Buch wird die Ausstellung den zeitlichen Bogen von der Frühgeschichte bis heute spannen. Sie erzählt damit ein Stück Menschheitsgeschichte von der Entstehung der Schrift über den Buchdruck mit beweglichen Lettern bis zur digitalen Netzwelt", berichtet Jacobs weiter von den Planungen für die Dauerausstellung. Einerseits Arbeitsstätte der Schrift-, Buch- und Papiergeschichtsforschung versteht sich das Museum andererseits mit seinen Ausstellungen und museumspädagogischen Programmen vor allem auch als Ort der Neugier, der Entdeckung und Erkundung.
Den Grundstock für den umfangreichen Buchbestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek legte der sächsische Staat 1886 mit dem Ankauf der berühmten Sammlung des Dresdner Schneidermeisters und Verlegers Heinrich Klemm. Schwere Verluste erlitten Museum und Sammlung im Zweiten Weltkrieg: Im Dezember 1943 wurde das Deutsche Buchgewerbehaus am Gutenbergplatz, in dem das Museum seit 1939 Räume unterhielt, in Schutt und Asche gelegt. Die wertvollsten, damals ausgelagerten Stücke der Klemm-Sammlung – Handschriften, Inkunabeln, darunter eine 42-zeilige Gutenbergbibel und eine wertvolle Bucheinband- und Zeugdrucksammlung – befinden sich seit der Beschlagnahmung durch die sowjetische Besatzungsmacht im September 1945 in der Russischen Staatsbibliothek in Moskau. Nach kriegsbedingtem Verlust seiner Wirkungsstätte sicherte 1950 die Integration des Museums in die Deutsche Bücherei Leipzig – heute Deutsche Nationalbibliothek - sein Fortbestehen.
Der Standort Leipzig war für die Ansiedlung eines Buchmuseums am Ende des 19. Jahrhunderts kein Zufall. Leipzig hatte durch seine herausragenden Leistungen und Innovationen auf dem Gebiet der Buch- und Druckkunst – wie der Herausgabe der ersten Tageszeitung der Welt (1650), der Entwicklung des beweglichen Notensatzes und der jahrhundertealten Tradition der Leipziger Buchmesse – ein unverwechselbares historisches Profil als Buchstadt. Das Museum und seine Sammlungsgeschichte sind eng mit dem Pulsschlag der Buchstadt Leipzig verbunden. . Seine Sammlungen mit über einer Million Objekten erlauben in ihrer außergewöhnlichen Heterogenität eine interdisziplinäre Herangehensweise an buch-, schrift- und papiergeschichtliche Fragestellungen.