Autorenhonorare

Im Sog der Bestseller

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Das Gros der Autoren hat noch nie viel verdient – jetzt werden die Verhandlungen noch härter.

Vor Jahren klagten viele über eine Vorschuss­panik bei deutschen Verlagen, über zu hohe Erwartungen und Risiken. Doch der Markt hat sich längst abgekühlt – und das Barometer sinkt offenbar weiter. Zahlen nennt in der Branche bislang zwar niemand, eine Kurzumfrage des Börsenblatts unter deutschen Literaturagenten zeigt jedoch:

 

  • Neuverträge werden härter verhandelt denn je;
  • Vorschüsse berechnen Verlage mit größerer Vorsicht – und setzen sie auch niedriger an;
  • nur Autoren, die Bestsellerstatus genießen, können noch auf hohe Abschlüsse hoffen;
  • von britischen Verhältnissen ist die deutsche Branche aber weit entfernt.

In Großbritannien öffnet sich die Schere bei der Vergütung von Autoren immer weiter. Kaum ein Vertrag werde derzeit ohne Rotstift in der Hand unterzeichnet, meldete das Branchen­magazin "Bookseller". Infolge der starken Bestsellerorientierung am Markt würden die Vorschüsse der Autoren im Schnitt um die Hälfte niedriger liegen als noch vor einem Jahr, heißt es. Ein ähnlicher Trend sei für Deutschland aber nicht zu befürchten, so die befragten Literaturagenten unisono. "Das Raster ist zwar rigider geworden, aber große Einbrüche bei den Vorschüssen beobachte ich nicht", sagt zum Beispiel Karin Graf (Graf & Graf), während etwa ihr Kollege Uwe Heldt (Mohrbooks) darauf verweist, Verlagen sei alles Spekulative gründlich ausgetrieben worden. "In der Breite sinken die Autorenhonorare", stellt er fest – weil das Mittelfeld weiter ausdünne.