Meinung

"Die Menschen hinter den Büchern im ZVAB"

1. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) stellt künftig das "Antiquariat des Monats" vor. Mehr als eine kosmetische Aktion? Ein Kommentar von Björn Biester.

Die Träger des professionellen Antiquariatshandels sind nicht die Plattformen, sondern die Antiquare mit ihren mehr oder weniger ausgeprägten individuellen Profilen. Diesem Umstand, der angesichts 'weltweit größter Online-Antiquariate' in Vergessenheit zu geraten droht, wieder mehr Anerkennung zu verschaffen, ist eines der wichtigsten Ziele branchenpolitischer Arbeit.

Jetzt startet das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) eine neue Porträtreihe "Antiquariat des Monats", die mit einer ansprechenden und informativen Vorstellung des Oberaudorfer Antiquariats von Rainer und Regina Kurz beginnt.

In einem gestern an die ZVAB-Anbieter versandten Newsletter heißt es zur Begründung dieser Reihe: "Damit die Endkunden die Menschen hinter den Büchern im ZVAB und den Arbeitsalltag von Antiquaren besser kennenlernen, stellen wir dort von nun an einmal monatlich eines unserer Mitgliedsantiquariate vor." Dieses Statement hinterlässt einen ambivalenten Eindruck, nicht nur wegen der Rede von "Mitgliedsantiquariaten" (das ZVAB ist kein vereinsähnliches Gebilde, als Anbieter schließt man schlicht einen Vertrag mit dem Plattformbetreiber ab). Fraglich erscheint vor allem, wie konsequent dieser Anspruch realisiert werden soll. Auf das Antiquariat Kurz folgen Frank Werner (Brockhaus Antiquarium, Kornwestheim), Jörg Mewes (Bergische Bücherstube, Overath) und Gerhard Gruber (Antiquariat Gerhard Gruber, Heilbronn) – eine gute Auswahl. Aber wie steht es mit den zahlreichen ZVAB-Verkäufern, deren Angebot und Selbstdarstellung nur als mangelhaft bezeichnet werden kann? Und müsste nicht, konsequenterweise, die Option "Stöbern nach Antiquariaten" (http://www.zvab.com/browseSellers.do) für den "Endkunden" sichtbarer sein, um den Zugang zu den "Menschen hinter den Büchern im ZVAB" zu erleichtern?

An der Beantwortung solcher Fragen zeigt sich, ob die neue Reihe hauptsächlich Kosmetik ist (ein weiteres "Special") oder ob das jüngst unter Wettbewerbsdruck geratene ZVAB sich endlich wieder auf Tugenden der frühen Jahre besinnt – als die Kooperation mit der Antiquariatsbranche, wie man häufiger hört, viel enger war.