Wann wurde die Initiative "Antiquariate im Rhein-Main-Gebiet" gegründet? Von wem ging der Anstoß aus?
Klaus Medeke: 2004 fragte mich der Kollege Wolfgang Ruß aus Langen, ob Interesse an einer gemeinsamen Website einiger ausgewählter Kollegen aus dem Rhein-Main-Gebiet bestünde. Ein paar Jahre zuvor hatte ich eine Website geplant, die den Kunden eine gemeinsame Datenbank mehrerer Frankfurter Antiquariate für die Titelsuche anbieten sollte. Das Vorhaben scheiterte damals am Desinteresse der Kollegen, was ich sehr bedauert habe. Deshalb habe ich mich für die Initiative von Wolfgang Ruß gleich interessiert.
Wann kamen die einzelnen Mitglieder hinzu?
Gründungsmitglieder sind das Antiquariat Dorner (damals noch in Darmstadt, inzwischen in Reinheim im Odenwald), der Kollege Karel Marel aus Friedberg (damals noch Assenheim), das Antiquariat Medeke & Seiffert aus Frankfurt und Wolfgang Ruß aus Langen. 2007 kamen die Kollegen Michael Eschmann aus Griesheim bei Darmstadt und Marc Daniel Kretzer aus Kirchhain bei Gießen dazu. Beide Kollegen bieten, im Gegensatz zu den anderen Beteiligten, spezialisierte Fachsortimente an, Michael Eschmann Medizin und Wissenschaftsgeschichte, Marc Daniel Kretzer Theologie.
Ist an einen weiteren Ausbau gedacht?
Das wird immer wieder mal diskutiert, die Meinung dazu ist nicht einhellig. Neue Kolleginnen und Kollegen können jederzeit vorgeschlagen werden und sich in unserer Runde vorstellen. Anschließend wird über die Aufnahme diskutiert und abgestimmt. Mit einem Neuzugang müssen alle Bestandsmitglieder einverstanden sein, jeder hat Vetorecht.
Was ist der Zweck des Zusammenschlusses?
Das ursprüngliche Ziel war eine größere Unabhängigkeit von den großen Portalen zu erreichen. Leider ist das auf Dauer nicht verwirklicht worden. Eine komplexere Vernetzung der beteiligten Antiquariate scheitert daran, dass die meisten Kollegen ihre Seiten bei Portalanbietern haben, die naturgemäß nicht an einer solchen Vernetzung außerhalb ihres Einflussbereichs interessiert sind.
Gibt es regelmäßige Treffen der an der Website Beteiligten?
Drei- bis viermal im Jahr treffen wir uns im großen Kreis. Die Kollegen Dorner, Eschmann und Ruß treffen sich, der räumlichen Nähe wegen, häufiger.
Auf welchen Gebieten wird zusammengearbeitet?
Im Prinzip nur durch den gemeinsamen Auftritt im Netz. Punktuell unterstützen wir uns gegenseitig, wenn es möglich ist.
Können Sie etwas zu den technischen Merkmalen der Website sagen?
Kunden können im gemeinsamen Bestand, aber auch in den Einzelbeständen der Kollegen suchen. Es existiert ein gemeinsamer Warenkorb, aus dem heraus Benachrichtigungen über die bestellten Bücher an die einzelnen Kollegen verschickt werden. Die Suche im gemeinsamen Bestand ist etwas langsam, was sich aber hoffentlich noch ändern wird. Ein großer Unterschied zu allen anderen Portalen besteht darin, dass wir hohe Qualitätsansprüche an die beteiligten Kollegen stellen und über individuell gestaltete Vorstellungsseiten versuchen, jedem Anbieter sein besonderes Profil zu belassen.
Wie funktioniert das Einstellen der Daten?
Die Kollegen laden die Datei mit ihrem Angebot auf den Server, ich konvertiere sie dann in ein gemeinsames Format.
Sind Sie mit den Zugriffszahlen auf die Seite zufrieden?
Nein, wenn die Zugriffszahlen in direktem Verhältnis zu den generierten Bestellungen stünden. Das tun sie aber nicht, da die Bestellungen nicht über den Aufruf des Portals und einer entsprechenden Suche in unserem Bestand zustande kommen, sondern darüber, dass die Bücher und Kataloge über Suchmaschinen zu finden sind. Der Kunde landet von der Suchmaschine aus im entsprechenden Katalog oder sogar direkt bei einem gesuchten Buch. Das war unser Konzept von Anfang an, da klar war, dass wir niemals auch nur annähernd mit den großen Portalen würden konkurrieren können. Warum sollte jemand unser Rhein-Main-Portal aufrufen, wenn er bei Prolibri ein wesentlich umfangreicheres Angebot durchsuchen kann?
Eine grundsätzliche Bemerkung noch zu Ihrer Reihe "Kooperationen von Antiquariaten". Es ist sehr schade, dass die meisten Kollegen sich beharrlich weigern, sich mit dem Vertriebsweg Internet inhaltlich etwas intensiver zu beschäftigen. Lieber bezahlt man branchenfremde Anbieter und überlässt ihnen die Hoheit über die eigenen Daten, statt selbst initiativ zu werden und im Verbund mit anderen Kollegen selbstbestimmt die Möglichkeiten des Netzes zu nutzen.
Die Fragen stellte Matthias Glatthor.