Der Auktionsherbst begann am 25./26. September in Köln und Pforzheim: Venator & Hanstein übertrafen mit den Buch- und Grafikauktionen 111 und 112 (1.982 Lots) mit einem Gesamtumsatz von rund 1,3 Millionen Euro (über 85 Prozent der Schätzpreissumme) das Ergebnis der Frühjahrsauktion um 27 Prozent. Bei Altmeistergrafik, Alten Drucken und Handschriften gab es teils "erhebliche Wertsteigerungen" (Pressemeldung). Und Peter Kiefer kam in seiner Auktion 70 (7.952 Lots) auf eine Zuschlagsquote um 50 Prozent. Eine Sammlung von gedruckten und handschriftlichen Verordnungen, meist mit juristischen und kirchlichen Inhalten aus dem Raum Münster (16. bis 19. Jahrhundert) in 25 Bänden und Mappen erzielte 16.000 Euro (2.400).
Berlin
Bassenge zählt die Auktion 94 (3.749 Lots; 14. bis 17. Oktober) auf Anfrage "zu den erfolgreichsten Auktionen in der Geschichte des Hauses". Bei Inkunabeln und Alten Drucken wurden einige herausragende Ergebnisse erzielt, und die 209 Lots des Sonderkatalogs "Reformation" wurden zu über 90 Prozent zugeschlagen. Die Staatsbibliothek zu Berlin kaufte für die Handschriftenabteilung Briefe von Gerhart Hauptmann und Theodor Mommsen. – Hauff & Auvermann traten mit zwei Auktionen an: neben der 'normalen' Auktion 58 (3.979 Lots; 2. bis 4. November) versteigerte man in Auktion 59 recht erfolgreich die "Sammlung Christian Fechner. Zauberei & Magie " (450 Lots; 4. Oktober). Die Staatsbibliothek zu Berlin gewann hier für die Sammlung Deutscher Drucke "einige Raritäten" (Monatsbericht Oktober). – Bei Auktion 62 (668 Lots; 27 November) von Jeschke – van Vliet brachte der erste Aufruf in der Rubrik Alte Drucke das Spitzenergebnis: Leo Africanus' "Historiale description de l'Afrique" (Antwerpen 1556) mit 7.000 Euro (6.000). Bei den 132 Nummern Varia am Ende der Auktion wurden knapp 40 zu dreistelligen Eurobeträgen zugeschlagen.
Königstein im TaunusDie Buch- und Grafikauktionen 130–133 (4.886 Lots; 27. bis 30. Oktober) bei Reiss & Sohn legten beim Umsatz um 40 Prozent gegenüber dem Frühjahr zu. Die Zuschlagsumme von über vier Millionen Euro bedeutete den höchsten Auktionsumsatz seit Herbst 2006. Eine Ursache des Erfolgs war wohl – neben der Qualität des Angebots – die effektive Aufbereitung mit zwei Sonderkatalogen (Brasilien; Das Bild der Welt vor 1600). Zwei der Highlights: eine europäische Privatsammlung erwarb für 230.000 Euro (260.000) ein vollständiges, koloriertes Exemplar (Köln und Antwerpen 1575–1618) von Georg Braun und Frans Hogenbergs "Civitates Orbis Terrarum". Ein internationaler Händler setzte sich in der Sonderauktion "Das Bild der Welt vor 1600" – mit neuem Auktionsrekord – bei einer in 1477 in Bologna gedruckten Weltkarte mit 210.000 Euro (25.000) durch.
München
Hartung & Hartung konnten in Auktion 123 (2.436 Lots; 9.–11. November) 67 Prozent der Lots zuschlagen. Die Sammlung Metzger mit 275 Werken bayerischer Autoren von circa 1750 bis 1820 kam auf 85 Prozent. Eine komplette Folge aller 39 Münchner Hundertdrucke ging an einen Gesamtbieter für 72.000 Euro (Summe der Schätzungen: 16.020). Hohe Zuschläge brachten zwei französische Stundenbücher aus dem 15. Jahrhundert mit 64.000 (40.000) und 34.000 Euro (40.000). – Eine Zuschlagsquote von 77 Prozent konnten Zisska & Schauer für Auktion 54 (2.634 Lots; 11. bis 13. November) verbuchen. Bestandteil der Auktion war die "Sammlung Pressler" mit vor allem englischsprachiger Literatur aus dem Besitz des im Juli verstorbenen Antiquars, Verlegers und Herausgebers der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" Karl H. Pressler. Die 243 Lose wurden zu 85 Prozent zugeschlagen. Darunter eine Bibliothek mit 230 Werken englischer Literatur aus zwei Jahrhunderten – teils Vorzugsausgaben – , die auf 27.000 Euro (2.000) sprang. Gleichzeitig das Toppergebnis der gesamten Auktion.
Hamburg
Ketterer Kunst führte den zweiten Tag der Auktion 359 (1.465 Lots; 16./17. November) erneut als stille Auktion durch. Das Haus meldet einen Gesamterlös (Zuschläge inkl. Aufgeld) von 1,2 Millionen Euro. Die fünf höchsten Ergebnisse wurden auf der Abendauktion (Zuschlagsquote 84 Prozent; 105 Lots) eingespielt. Johann Wilhelm Weinmanns vierbändige, mit über 1.000 Farbstichtafeln ausgestattete "Phytanthoza-Iconographia" (Regensburg. 1737 bis 1745) erlöste durch einen deutschen Privatsammler 56.400 Euro (60.000). – Bei Hauswedell & Nolte schloss Auktion 419 (1.332 Lots; 17./18. November) mit einer Zuschlagsquote von 63 Prozent ab. Auch hier wurden zwei Sammlungen versteigert: Die Buchkunst Henry van de Veldes, Sammlung Ariane und John Dieter Brinks (78 Lots) und Entomologie, Sammlung Ulrich Danckers, Chicago (145 Lots). Henry van de Veldes "Vom neuen Stil" (Leipzig 1907; Vorzugsausgabe) ging für 11.000 Euro (4.500) in neue Hände. Und die Sammlung Danckers wurde komplett für 125.000 Euro abgegeben.
Braunschweig und Kiel
Einmal mehr ein Spitzenergebnis erzielte Klittich-Pfankuch, Braunschweig, mit Auktion 56 (1.606 Lots; 19. und 21. November). Die Spezialisierung auf Schach (rund zwei Drittel des Angebots) zahlt sich aus: allein hier erreichte die Zuschlagsquote beachtliche 96 Prozent. Bei vielen zweistelligen Ergebnissen wurde Gustav Selenus' (Kryptonym für Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg) "Das Schach = oder Königs = Spiel" (Leipzig 1616) mit 5.200 Euro (4.800) am höchsten bewertet. – Bei der Auktion 66 (895 Lots; 21. November) des Kieler Auktionshauses Schramm wurde in einem Sonderkatalog zusätzlich die Schleswig-Holstein-Sammlung Dr. Thomas Thode (Teil I) (463 Lots) angeboten – hier fanden 65 Prozent der Lots einen Abnehmer.
Basel
Eine gemeinsame Auktion veranstalteten J. A. Stargardt, Berlin, und Moirandat Company AG, Basel, am 26. und 27. November 2009 mit Autografen aus drei Schweizer Sammlungen sowie weiterem Besitz (991 Lots). Die Zuschlagssumme betrug knapp über 2 Millionen Schweizer Franken, bei einer Zuschlagsquote von rund 72 Prozent – "ein sehr zufrieden stellendes Ergebnis" (Wolfgang Mecklenburg). Maßgeblich trug dazu ein Brief Beethovens mit seinem zweiten Testament (1823) bei: 500.000 CHF (180.000) war dieser einer deutschen Privatsammlung wert. Gleichzeitig der bislang weltweit höchste Zuschlag für einen Beethoven-Brief. An zweiter Stelle rangierte ein Brief Kafkas an Max Brod (1922) mit 125.000 CHF (120.000) durch eine Schweizer Privatsammlung.
Nach außen hin also eine fast optimale Saison für die deutschen Buchauktionshäuser. Mancherorts wird trotzdem von Kaufzurückhaltung bei Büchern im dreistelligen Eurobereich gesprochen – was natürlich nicht für alle Häuser gilt – und teilweise werden Engpässe bei den Einlieferungen eingeräumt. Zuletzt verstärkte Akquisebemühungen der Häuser sind ein Indiz hierfür. Durch die Wirkung der stabilen Ergebnisse der letzten Auktionen befürchtet man hier jedoch keinen größeren Einbruch.
Ein ausführlicher Nachbericht auf den Auktionsherbst 2009 erscheint in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat" (26. Februar).
gla