Was ist der Anlass der Änderungen?
Kurt-Georg Zeisig: Eine nüchterne Betrachtung der derzeitigen Situation. Vor zehn Jahren habe ich Antbo gegründet, ich finanziere mich allein durch die Einnahmen aus den Verkäufen der teilnehmenden Antiquare und meinen Privateinlagen; es gibt keine Aktien, keine Genossenschaftsanteile, wir sind kein Nebenprodukt einer finanzstarken Datenbank und wir lassen keine Privatverkäufer zu. Inzwischen zwingen mich fehlende Verkäufe und höhere Kosten (das geht aber wohl allen Datenbanken so), den Rechnungsfreibetrag zu streichen. Dieser Freibetrag ist seinerzeit eingeführt worden, um den anderen Datenbanken etwas entgegenzusetzen und Antbo für die Kollegen interessanter zu gestalten.
Inwiefern haben sich die Rahmenbedingungen bei Antbo verändert?
Die Rahmenbedingungen als solche haben sich nicht geändert, es fällt lediglich der Rechnungsfreibetrag weg. Gebührenmodelle, eins mit, eins ohne Umsatzprovision, und AGB bleiben wie bisher. Es gibt allerdings eine Neuerung. Es werden keine Bücher mehr unter 2 Euro gelistet, will heißen – die Titel werden automatisch auf diesen Preis hoch gesetzt. Sollte ein Antiquariat dies nicht wünschen, so werden Bücher, die einen niedrigeren Betrag aufweisen, beim Update nicht übernommen.Als ich den Rechnungsfreibetrag eingeführt habe war das Bestellaufkommen höher, zudem war das Engagement der Antiquariate sehr groß; allein an Antbo-Lesezeichen und -Buchsendungsaufklebern sind noch vor vier Jahren fast 100.000 Stück bestellt worden Im letzten Jahr 5.000 Stück.
Ungefähr die Hälfte aller Bestellungen wird durch sogenannte Metasuchen realisiert. Was viele nicht wissen: die Metasuchen bekommen von den Datenbanken um die 5 Prozent vom Umsatz. Das erklärt, warum kein reines Provisionsmodell möglich ist. Es sei denn, die Kollegen hätten von Anfang an Privatverkäufer bei Antbo zugelassen – was nach meiner Umfrage einstimmig abgelehnt wurde. An jeder Datenbank gehen außerdem circa 15 bis 20 Prozent der Bestellungen durch direkte Kontakte zwischen Verkäufer und Käufer vorbei. Dazu kommt das hohe Stornierungsaufkommen. Das alles sind Gründe, die den Wegfall des Rechnungsfreibetrags meines Erachtens rechtfertigen.
Wie reagieren die Antbo-Anbieter?
Mir ist klar, dass viele Antiquariate gehen werden. Wir hatten 456 Anbieter, aktuell sind es noch 380. Es ist aber nicht fair, einzig der Datenbank den Schwarzen Peter für ein geringes Bestellaufkommen zuzuschieben. Schauen Sie sich die Preisunterschiede für ein und dasselbe Buch an. Teilweise werden Bücher angeboten, die ein Antiquar bei jedem Ankauf liegen lassen würde. Geworben wird eigentlich ausschließlich für eine Datenbank. Das kann ich verstehen – auch ich mache meine höchsten Internet-Umsätze dort.
Verweist das nicht auf die generelle Problematik kleinerer Plattformen?
Kleinere Datenbanken werden es ohne die Mithilfe der teilnehmenden Antiquariate immer schwer haben. Ich selbst bin als Antiquar auch Geschäftsmann. Gleichwohl biete ich meine Bücher auf Datenbanken an, über die ich wenig verkaufe. Dafür bin ich aber auf tausenden Verlinkungen zu sehen. Versuchen Sie mal zu diesem Preis – bei Antbo nun zehn Euro im Monat für 10.000 Bücher – in Printmedien zu werben.
Die Fragen stellte Björn Biester.