Was waren die Beweggründe für die Absage der MonaLibri 2010?
Matthias Loidl: Insgesamt konnten wir nur 40 Aussteller zu einer Teilnahme bewegen. Um die Messe kostendeckend veranstalten zu können – und wir reden hier nicht von unserem persönlichen Arbeitseinsatz –, hätten wir 45 Anmeldungen benötigt. Unabhängig davon halten wir etwa 50 Aussteller für wünschenswert, um die Anreise auch für weiter entfernt wohnende Sammler reizvoll zu machen.
Wie haben die Kollegen auf die Absage reagiert?
Allerseits eine Mischung aus Bedauern und Unverständnis, zumal die erste MonaLibri ja weit überbucht war. Dazu viele Zusagen, 2011 auf jeden Fall wieder mitmachen zu wollen.
Ist München ein schwieriger Messeplatz?
München bietet mit seinem großen Umland bis nach Österreich, Schweiz und Südtirol ein großes Potenzial für Antiquariatsmessen, zumal hier Kunst, Kultur und Literatur fest verankert sind. Für uns gibt es keinen Grund, München für einen schwierigeren Messestandort zu halten als andere, vergleichbar große Städte.
Wie schätzen Sie die Chance einer Fortsetzung im nächsten Jahr ein?
Um diese Frage zu beantworten, muss man die Gründe für die Nichtteilnahme vieler Aussteller analysieren. Mit Sicherheit sind viele Antiquare in den heute wirtschaftlich schwierigen Zeiten vorsichtiger geworden, wollen sich auf ihr sicheres Kerngeschäft beschränken, bevor sie das Risiko eingehen, eine Messeteilnahme zu bestreiten, die dann womöglich nicht sofort den notwendigen wirtschaftlichen Erfolg zeitigt. Einerseits sind wir der Auffassung, dass sich eine neue Messe erst einführen muss, andererseits können wir den Kollegen auch nicht verdenken, sich genau zu überlegen, wohin ihr Engagement zielen soll. Insgesamt sind wir jedoch optimistisch, denn bis wir im Sommer die Einladungen zur MonaLibri 2011 verschicken, werden sich viele Kollegen mit der Wirtschaftskrise und ihren Folgen arrangiert haben. Dazu könnte auch zählen, sich wieder vermehrt auf Messen den Sammlern zu präsentieren, zumal in der zunehmenden Anonymisierung des Marktes die persönliche Kundenbindung immer wichtiger werden wird.
Wie sehen Sie die Situation der Antiquariatsmessen in Deutschland?
Heute gibt es weit mehr Antiquariatsmessen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren, was man als positives Zeichen werten könnte – auch wenn dadurch der Kuchen in kleinere Stücke geteilt wird. Häufig hört man, dass "junge Menschen nicht mehr lesen" und dadurch der Sammlernachwuchs zu gering ist, um einen größer werdenden Markt zu befriedigen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass sich das größere Angebot ausschließlich auf Ware bezieht, die ohnehin nicht messerelevant ist.
Unsere Klientel bestand schon immer aus einem kleinen Personenkreis: Menschen, die ein individuelles Sammelgebiet pflegen. Und Individualisten wird es immer geben. Insgesamt sind wir zuversichtlich, was die Zukunft von Antiquariatsmessen in Deutschland betrifft. Doch werden sich die Messen sich ständig verändernden Marktsituationen anpassen müssen.
Die Fragen stellte Björn Biester.