Buchhändler-Aktionen

Mittendrin statt nur dabei

24. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Montag ist Lesetag: In einer Bottroper Kneipe stellen Stammkunden der Humboldt-Buchhandlung ihre Lieblingsbücher vor.

Ein starkes Team: Die Humboldt-Buchhandlung arbeitet seit vier Jahren mit der Kulturkneipe Passmanns in Bottrop zusammen. Die liegt gleich um die Ecke und passt mit ihrem alternativen Ambiente perfekt zu einem literarischen Unterhaltungsabend– organisiert von Buchhändlerin Karin Bucconi und ihrer Kollegin Ulrike Bühlmann. In der Kneipe werden jeden Montagabend in geselliger Runde Bücher vorgestellt; auch regelmäßige
Themenabende zu Krimis oder Sachbüchern bieten die beiden Partner an, die ihre Aktionen über einen lokalen Radiosender und die Presse bekannt machen.

Kunden stellen Bücher selbst vor

Wie kann man die Kunden besser einbinden, ein attraktives Programm gestalten? Diese Fragen standen am Anfang der literarischen Kneipenabende. Dann kam die Idee auf, die Kunden ihre Lieblingslektüre einfach selbst vorstellen zu lassen. Die größte Hürde im Vorfeld: das Anheuern der Referenten. Bucconi sprach ihre Stammkunden ganz gezielt an: "Die Leute haben zuerst gezögert, schließlich hat so eine Vorstellung in einer Kneipe einen eher intimen Charakter." Inzwischen allerdings hat die Aktion eine ungeheure Eigendynamik entwickelt: "Heute melden sich die Leute freiwillig und kommen auf uns zu", freut sich Bucconi.

Für sie ist es wichtig, dass man nicht versucht, die Kunden– etwa in der Auswahl der Titel – zu beeinflussen. "Wir haben uns nur über die Titel informieren lassen und einen Büchertisch aufgebaut." So konnte ein bunter Mix aus Belletristik, Jugendroman, Kunst oder Krimi entstehen. Bunt gemischt ist auch die Riege der Referenten: Eine 14-Jährige präsentierte ihren Lieblingsroman "Vollmondtage" (dtv), eine Malerin stellte ihren Favoriten "Kunst" (Libelle) vor, und auch eine 70-jährige Rentnerin war mit von der Partie. Ihr Lesetipp, "Die Witwe im Wahn" (btb), wurde heiß diskutiert.

Erst mal was essen

Und wie läuft so ein Abend ab? "Die Leute kommen gegen 19 Uhr, dann wird gemütlich gegessen, und wir begrüßen die Gäste. Gegen 20 Uhr beginnt dann das Programm", berichtet Bucconi. Zwischen 40 und 60 Gäste besuchen die Literaturveranstaltungen, ein gutes Drittel sind Stammgäste. Die Buchhandlung profitiert vor allem von der Mund-zu-Mund-Propaganda, die durch den Kneipenabend verstärkt wird: "Aktionen kommen beim Kunden immer gut an", weiß Bucconi. In puncto Kundenbindung setzt die Buchhändlerin allerdings noch eins drauf: Als waschechter Italien-Fan lässt sie es sich nicht nehmen, ihre Kunden im November auf eine Fahrt nach Venedig mitzunehmen und ihnen die Schönheit der Lagunenstadt zu zeigen.