Leipziger Buchmesse

Leipziger Antiquariatsrundgang 2010

17. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Antiquariatsmeile Ritterstraße & mehr – Ein Rundgang durch Leipziger Ladenantiquariate. Von Egbert Pietsch, Geschäftsführer des Leipziger Stadtmagazins "Kreuzer".

Die Nachricht des Jahres im Leipziger Antiquariatswesen ist der Umzug der Bücherinsel in die, jawohl: Ritterstraße! Wahrscheinlich erkennt der Tourismusdirektor demnächst diese sich immer mehr zur Antiquariatsmeile entwickelnde Straße. Aber dafür müsste er natürlich wach sein. Zu beklagen sind im letzten Jahr aber auch zwei Schließungen, nach dem Abgang des Zentralantiquariats im Jahre 2007 (in Leipzig nur noch als Versandantiquariat, www.zentralantiquariat.de) traf es nun die Leipziger Filiale das Roten Antiquariats und das Antiquariat Süd in der Kochstraße. Aus bibliophiler Sicht ist vor allem das Rote Antiquariat ein Verlust. Nun muss man wieder nach Berlin, wenn man eine grundsätzlichere Sichtung plant.

In Leipzig bleibt das Sächsische Auktionshaus und Antiquariat unter den Rathausarkaden das erste Haus am Platze auf dem Gebiet des Antiquariatswesens (Tel. 9832015 oder 3026703, www.antiquariat-wend.de). Es atmet den Geist bibliophiler Schätze. In den Regalen steht fast ausschließlich erlesene Literatur: Sehr gut erhaltene Klassikerausgaben, Erstausgaben und seltene Fachbücher von historischem Wert. Daneben beeindruckt die umfangreiche Grafiksammlung. Inhaber Christian Wend veranstaltet regelmäßig am Buchmesse-Samstag Buch- und Grafikauktionen, so auch dieses Jahr am 20. März ab 10 Uhr in der eleganten Pfeilerhalle des Grassi-Museums am Johannisplatz. Kataloge sind im Ladengeschäft unter den Arkaden am Markt 1 (Altes Rathaus) erhältlich. Zu Vorbesichtigungen lädt die Firma ins Ladengeschäft ein.

In der Ritterstraße liegen nun also vier Antiquariate wie die Perlen einer Kette, man muss hier also von einer Antiquariatsmeile sprechen. Von der Grimmaischen Straße in die Ritterstraße abbiegend Richtung Hauptbahnhof finden man direkt am Nikolaikirchhof an geschichtsträchtigem Ort André Brauer in seinem Antiquariat an der Nikolaikirche (Ritterstraße 8–10; Tel. 2112013, antiquariat-brauer@t-online.de). Seine individuelle Beratung wissen besonders Stammkunden zu schätzen. Wer das besonders Rare sucht, sollte unbedingt versuchen, zu Letzteren zu gehören. Das Angebot an Erstausgaben, Klassikern und Kinderbüchern ist enorm im für unser Gebiet schönsten Ladengeschäft Leipzigs: gedämpftes Licht, schöne alte Holzregale, ein gemütliches Sofa. Fast nebenan führt Nicoline Thieme ihr Fachbuchantiquariat (Tel. 2127424, www.antiquariat-thieme.de). Bei ihr gibt es in den Naturwissenschaften, für Technik und Medizin, aber auch in geisteswissenschaftlichen Richtungen Sachbücher fast jeder Disziplin. Neben gut gemachten Fachpublikationen aus der DDR finden hier bibliophile Sammler ebenso ältere Spezialliteratur. Für Studenten aus der nahen Uni lohnt ein Abstecher auf der Suche nach günstigem Lehrmaterial.

Dreißig Meter Ritterstraße abwärts begrüßt der Insel-Spezialist Jens Förster seit 6. März in seinem neuen Ladengeschäft in der Nummer 12 (Tel. 9904081, buecherinsel.lpz@freenet.de). Ein großer Gewinn für die Ritterstraße! In der Bücherinsel sind die Regale bis an die Decke mit der Inselbücherei gefüllt. Unterdessen sind es 25 000 Exemplare, die mehrere Räume füllen. Ein beeindruckender Anblick! Und wenn man etwas nicht findet, was eher unwahrscheinlich ist, einfach den Inhaber fragen. Er kann jede Frage zur Insel-Bücherei beantworten, eine Art wandelnder Kästner. Die Hauptausrichtung des Antiquariats liegt neben dem Insel-Verlag auf der Literatur des 20. Jahrhunderts, vor allem auch auf dem Suhrkamp Verlag. Es findet sich hier ein exzellentes bibliophiles Angebot.

Weitere fünfzig Meter Ritterstraße (Nr. 16) abwärts findet sich das geräumige Leipziger Antiquariat mit den großen Fensterfronten (Tel. 2118188, www.leipzigerantiquariat.de). Hier residiert Henry Rietdorf. Ein reichhaltiges Angebot an Belletristik findet sich hier, wie auch aus vielen anderen Gebieten. Auch hier kann man edles bibliophiles Gut finden. Die Auswahl an Büchern aus DDR-Produktion zählt zu den größten Leipzigs. Sehr gemütlich und von Stammkunden geschätzt ist die Sitzgarnitur, die eine salonartige Atmosphäre entstehen lässt.

Einmal auf Reisen geht es nun Richtung Westen: Etwas abseits gelegen in Lindenau, darf man keinesfalls das Antiquariat Dombrowski versäumen. Peter Dombrowski betreibt hier im eigenen Haus Zschochersche Straße 13 (Tel. 9260098), gegenüber der Georg-Maurer-Bibliothek, ein schönes Ladengeschäft mit den Schwerpunkten Lyrik und Geisteswissenschaften. Auch Belletristik ist reichlich vorhanden. Herausragend hier ist das breite Angebot westlicher Verlage, das er aus gut geheim gehaltenen, nie versiegenden Schweizer Quellen heranschafft. Achtung: Öffnungszeiten erfragen, er hat fast nur nachmittags geöffnet.

Egbert Pietsch

Wir übernehmen diesen Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Verfassers aus der aktuellen Kreuzer-Beilage ":logbuch", die auf der Leipziger Buchmesse 2010 kostenlos an die Besucherinnen und Besucher verteilt wird: