Aufgespießt

Balzac oder Online-Auktion am Nachmittag

26. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Null Gebote. Der Privatanbieter eines Balzac-Bandes ging gestern Nachmittag bei einer Auktion im größten Online-Auktionshaus leer aus. Kein Käufer interessierte sich für das 1-Euro-Exemplar.

Angeboten wurde "aus einem Nachlass", so die Beschreibung des privaten Anbieters, "Honoré de Balzac: Glanz und Elend der Kurtisanen, HC, 555 Seiten, 1959" – mehr war nicht zu erfahren, doch: für den Zustand wurde die Note 3 vergeben. Und immerhin zeigte eine Abbildung den Band (eine von über 200 am 25. März angebotenen Ausgaben des Balzac-Titels von 1 Euro bis 29,35 Euro) mit leicht lädiertem Schutzumschlag.

Als Startpreis der Auktion in der Kategorie "Antiquitäten & Kunst" innerhalb der Rubrik "Antiquarische Bücher" war 1 Euro angesetzt. Trotzdem fand sich kein Bieter. Immerhin hatte das Exemplar nicht den Zustand 4 oder 5! Über sein Notensystem klärt der Anbieter auf: "Zustand 1: wie neu – Zustand 2: dem Alter entsprechend geringe Gebrauchsspuren – Zustand 3: leichte Gebrauchsspuren – noch gut lesbar – Zustand 4: wellig, mufflig, schmutzig – alles möglich, jedoch noch lesbar – Zustand 5: schlechter Zustand – nur für absolute Liebhaber !!"

Abschließend wird viel Spaß beim Bieten gewünscht. Aber Spaß beiseite: einen schlecht beschriebenen Balzac-Band für knapp über einen Euro (hinzu kämen noch Versandkosten) benötigen wirklich nur die Allerwenigsten. Oder? Interessant wäre als Experiment allenfalls ein Exemplar im Zustand 5 gewesen: hätte man dieses noch lesen können?

Am Ende des Angebots kommt das "sogenannte Kleingedruckte" unverblümt auf den Punkt: "Privatverkauf ! Mit der Abgabe eines Gebotes erklären Sie sich ausdrücklich damit einverstanden, auf die Ihnen nach neuem EU-Recht gesetzlich zustehende Gewährleistung / Garantie gegen den Verkäufer völlig zu verzichten." Aha. Wer damit nicht einverstanden sei, solle einfach nicht bieten. Und: "Weitere Gewährleistung, Rückgaberecht oder Umtausch wird somit ausgeschlossen." – Alles in allem nicht gerade ein Musterbeispiel für eine adäquate Präsentation eines Angebots.

gla