Verbände

Die ABAA und die ILAB

31. März 2010
Redaktion Börsenblatt
Welchen Nutzen stiftet ein internationaler Dachverband? Innerhalb der Antiquarian Booksellers' Association of America (ABAA) wird kontrovers diskutiert, wie sinnvoll die ILAB-Beteiligung für die ABAA ist. Statements von Peter Stern und Tom Congalton.

Aus dem aktuellen Newsletter der ABAA geht hervor, dass eine Gruppe von Mitgliedern ein Schreiben an das "Board of Governors" der ABAA gerichtet hat, in dem dieses Gremium gebeten wird, die – seit Jahrzehnten bestehenden – Beziehungen zwischen ABAA und ILAB näher darzustellen und kritisch zu überprüfen. Zu einem nicht geringen Teil an der Ausformulierung dieses Schreibens beteiligt war offenbar Peter Stern, dessen Anfragen nach dem praktischen Nutzen und der Kostenstruktur der ILAB der Newsletter in einem ausführlichen Beitrag wiedergibt (das Schreiben an den ABAA-Vorstand liegt boersenblatt.net nicht vor, auf den Newsletter-Beitrag von Stern verlinken wir unten).

Bei Stern heißt es unter anderem: "At one time, membership in the ILAB might have been an essential factor in successfully dealing internationally. However, the Internet, e-mail, delivery services, travel, and phones have shrunk this world." Zudem könne die ILAB in Auseinandersetzungen zwischen Kollegen aus zwei verschiedenen ILAB-Verbänden keine echten Sanktionen verhängen und deshalb die eigenen hohen branchenethischen Ansprüchen auch nicht wirksam durchsetzen: "The ILAB in such cases is toothless and often useless. Worse yet, it might be harmful in claiming to colleagues and the public its dedication and enforcement as to accuracy, fairness and protection, while actually providing little."

Antwort von Tom Congalton

Auf die Kritik von Stern reagiert sein amerikanischer Kollege Tom Congalton, der dem achtköpfigen ILAB Committee angehört. Congalton weist daraufhin, dass sich die ILAB hauptsächlich aus zwei Quellen finanziert: zum einen führt jeder nationale ILAB-Verband für jedes seiner Mitglieder eine Abgabe von jährlich 33 Dollar ab; zum anderen erhebt die ILAB für von ihr 'gesponserte' Antiquariatsmesse eine Art Messesteuer in Höhe von 2,5 Prozent der jeweiligen Standgebühr. Die jährlichen Einnahmen kommen hier zu knapp 40 Prozent von den drei großen amerikanischen Messen in New York, San Francisco/Los Angeles und Boston – was bei Stern wiederum einer der Kritikpunkte ist (zum Vergleich: in Deutschland wird nur die Stuttgarter Antiquariatsmesse des Verbands Deutscher Antiquare von der ILAB unterstützt, die Veranstaltungen etwa in Ludwigsburg, Hamburg, Leipzig, Berlin, Frankfurt am Main und München sind nicht mit der ILAB verbunden). Allerdings gehören beispielsweise in New York oftmals nur etwa gut 60 Prozent der Aussteller der ABAA an.
Congalton weist außerdem auf die verschiedenen philosophischen, ethischen, sozialen und praktischen Vorteile hin, die die ILAB-Verbindung für ABAA-Mitglieder aus seiner Sicht bietet (und nennt Beispiele aus seiner persönlichen Erfahrung). Insbesondere hebt Congalton schließlich als Vorteil des internationalen Zusammenschlusses die neue Metasuche der ILAB hervor, in der er nicht zuletzt für alle Beteiligten eine ganz erhebliche Kostenersparnis realisiert sieht.

Ein wirklicher Dialog zwischen Stern und Congalton entsteht nicht, trotzdem sind beide Beiträge wegen ihrer grundsätzlichen politischen Bedeutung lesenswert.