Meinung

Ambivalenter Anpassungsprozess

8. April 2010
Redaktion Börsenblatt
Preisparität bei Amazon: der Würzburger Softwareanbieter w + h tritt mit einem Preistool zur Gewährleistung der neuen Amazon-Richtlinie an. Ein Kommentar.

Die Würzburger Softwareunternehmen w + h erweitert aufgrund der umstrittenen Preisparität-Forderung von Amazon die Funktionsweise seines Verteilservices Booklink – (quasi) eine Anerkennung der neuen Richtlinie von Amazon. Wir erinnern uns: Amazon-Händler müssen seit kurzem ihre Waren – darunter natürlich auch gebrauchte Bücher – auf Amazon "gleich günstig oder günstiger" als bei anderen Plattformen anbieten. Bezogen auf Artikelpreis und Gesamtpreis der Ware.

"Nach Rücksprache mit unseren Kunden und den Portalen ZVAB und Booklooker" (w + h) können nun durch ein simples Verfahren per Booklink bei Büchern, die zusätzlich auf anderen Plattformen erscheinen sollen, die Amazon-Versandkosten (Marketplace) von drei Euro aufaddiert werden. Verzichtet werden soll dann auf die Versandkosten. Macht am Ende den gleichen Preis. Dies birgt allerdings etliche Probleme: etwa die unterschiedlichen Gebührenstrukturen oder die so entstehenden höheren Artikelpreise bei anderen Plattformen. Mittels Preissortierung über Meta-Suchmaschinen würden die Angebote dort weiter unten erscheinen. Also keine optimale Anpassung.

Aber man zeigt auch die Milchzähne! Eine neue "Verzögerungs"-Funktion soll es den Booklink-Nutzern ermöglichen, bei ausgewählten Plattformen neue Angebote mit 14-tägiger Verzögerung einzustellen. Dies könnte man auch beim Amazon Marketplace praktizieren. Wenn man allerdings dessen Marktstellung bedenkt, eine schwer vorstellbare Option.

Und die Kunden? Aus deren Sicht wäre eine Preisparität (desselben Händlers auf verschiedenen Plattformen) ein wünschenswerter Effekt. Und wäre es nicht denkbar, dass Käufer eines bestimmten Händlers dann auch kleinere Plattformen nutzen, wenn sie wissen, das gewünschte Buch des Händlers wird überall zum gleichen Gesamtpreis angeboten?

Matthias Glatthor