In der Autoindustrie wird allenthalben von Zulieferern gesprochen. Dort ist es ein durchweg positiv besetzter Begriff. Anders sieht es dagegen in der Antiquariatsbranche aus: Hier wird in einer aktuellen Diskussion um die Preispolitik einer sehr großen Plattform von Konkurrenten ebenfalls von "Zulieferern" gesprochen – allerdings mit einem negativen Duktus. Antiquare sehen sich ungern als Lieferanten für Plattformen, und Plattformen sprechen gern von ihren "Mitgliedern" (oder "Partnerantiquariaten").
Genauer betrachtet sind Plattformen vor allem Vermittler des Angebots von Händlern, die Händler also prinzipiell "Zulieferer" für die Plattform; auch wenn der Begriff im Zusammenhang mit Antiquariatsbuchhandel ungewohnt klingen mag. Und anders als im Automobilbau bleiben der einzelne Händler und sein Angebot für den Käufer auch auf der Plattform individuell sichtbar (er wird nicht zum gesichtslosen "Zulieferer" degradiert).
Die Gefahr der Preispolitik des Riesen wird schwarz gemalt: befürchtet wird durch einen Einheitspreis (der allerdings immer noch vom Händler individuell festgelegt werden könnte) etwa eine Verringerung der Anzahl der Plattformen am Markt oder eine Reduzierung des Angebots. Aber wäre das nicht eine wünschenswerte Marktbereinigung (man denke etwa an das oft kritisierte Überangebot an "Müllbüchern")? Und vielleicht auch ein erstes Mittel gegen den fortschreitenden Preisverfall des Angebots auf den Plattformen? – Festzuhalten bleibt am Ende: im Hintergrund steht der Kampf um Marktanteile (und Gebührenmodelle), sprich die größte Anzahl an "Zulieferern" und Käufern.
Matthias Glatthor