Online-Buchhandel

ABOEV: "Vereinsgeschäfte ruhen"

8. Juni 2010
Redaktion Börsenblatt
Um den im März 2007 in Düsseldorf begründeten Unternehmensverband Antiquarischer Buchhandel Online e. V. ist es still geworden. GIAQ: ABOEV "kein politischer Arm der GIAQ".

Vom ABOEV – seinerzeit als ehrgeiziges Projekt gestartet – hat man lange Zeit nichts mehr gehört; boersenblatt.net hat deshalb den Vorsitzenden Wolfgang Höfs (Dortmund) um eine Stellungnahme zum Stand der Dinge gebeten.

Höfs' Antwort auf die Anfrage: "Die Vereinsgeschäfte ruhen. Das Interesse an gemeinschaftlicher Vertretung ist zur Zeit noch zu gering. Die Interessen in der Branche divergieren zu sehr, als dass ein gemeinsamer Nenner gefunden werden kann. Der antiquarische Buchhandel war bis zum Internet weitestgehend autark und nicht in Absatzketten eingebunden. Die jetzt erfolgte Einbindung in Vertriebsstrukturen, die entstandene Abhängigkeit von Absatzmittlern wird von den Kollegen zwar gesehen, aber noch nicht als gravierendes Problem empfunden, dass zum gemeinsamen Handeln zwingt. In Zukunft kann das natürlich anders sein, wenn die Konzentration bei den Plattformen anhält und der Abhängigkeitsgrad steigt und sich dann auch unangenehm im Umsatz und den Vertriebskosten niederschlägt."

Verhältnis zur GIAQ

Das Protokoll der ABOEV-Gründungsversammlung am 21. März 2007 in Düsseldorf weist laut Kopie aus dem Vereinsregister des Amtsgerichts Düsseldorf als Anwesende aus: Arnold Pascher (Buchhandlung & Antiquariat Pascher, Neuss), Christoph Schäfer (Heinrich Heine Antiquariat, Düsseldorf), Angelika Kiel (Bilker Antiquariat, Düsseldorf), Bernd Hamacher (Antiquariat Ahrens und Hamacher, Düsseldorf), Hans Peter Stehling (Versandantiquariat Stehling, Düsseldorf), Christoph Herrmann (booksparadise OnlineAntiquariat, Oberhausen), Wolfgang Höfs (Online-Antiquariat emotioconsult.de, Dortmund).

Trotz der auffälligen personellen Überschneidungen streitet die GIAQ einen näheren Zusammenhang jedoch ab. GIAQ-Vorstand Dr. Peter Rudolf (Berlin) gegenüber boersenblatt.net: "Die Initiative und Gründung des ABOEV verlief ohne Zutun und Einfluß der GIAQ und beruhte nach meinem Wissensstand hauptsächlich auf den Aktivitäten von Herrn Höfs. Vielleicht auch aus den Erkenntnissen heraus, dass die GIAQ mit branchenpolitischen Themen stets Gefahr läuft, als Kapitalgesellschaft mit dem Wettbewerbsrecht in Konflikt zu geraten. Dies war sicherlich ein Grund, dass sich auch andere GIAQ-Mitglieder unter den ABOEV-Gründern befanden, um so dem Ziel einer Berufsvertretung für Antiquare näher zu kommen Dennoch ist der ABOEV kein politischer Arm der GIAQ – weder war es so eingefädelt noch ist es zukünftig angestrebt. Dass sich verschiedene Interessen von GIAQ und ABOEV überschneiden, liegt an der grundsätzlichen Haltung dieser Mitglieder, die sich durch jede der beiden Organisationen eine verbesserte Behauptung der Antiquare gegenüber schädlicher Einflüsse erhoffen, um es mal so breit wie möglich auszudrücken. Auch wenn die Handlungen beider Organisationen unabhängig bleiben sollen, werden sich in manchen Bereichen Synergien ergeben und gerne verweisen wir auf uns gegenseitig, je nachdem, welches Anliegen an uns gerichtet ist."

Zum Hintergrund: eine wirtschaftlich tätige Genossenschaft darf sich nicht ohne Weiteres politisch betätigen, ein eingetragener Verein (auch wenn er sich wie der ABOEV "Unternehmensverband" nennt) schon. Die Frage bleibt, weshalb ein Zusammenhang von ABOEV und GIAQ so kategorisch zurückgewiesen wird – und ob es noch einmal gelingen wird, den ABOEV mit Leben zu füllen.