Noch kurz vor dem Jahreswechsel sorgte die Absage der für den Juni geplanten 2. Monalibri für ein erstes Negativsignal. Es folgten jetzt die Absagen der Kölner Antiquariatstage (September) und der Hamburger quod libet (November). Die LiberBerlin (Oktober) findet in verkleinertem Umfang und an neuem Ort als "Salon" statt, für die Frankfurter Antiquariatsmesse (Oktober) haben sich ebenfalls deutlich weniger Aussteller als in den Vorjahren angemeldet.
Marktbereinigung?
Ist das die längst erwartete Marktbereinigung, da gerade der Herbst messeüberladen schien? Das ist schwer zu sagen, gibt es doch ein paar mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, neue Verkaufsveranstaltungen zu etablieren, zum Beispiel die RUHR.Antiquaria in Bochum (November), zu der sich mehr als 30 Antiquariate angemeldet haben – die Überschneidungen mit früheren Kölner Antiquariatstagen sind offensichtlich. Und in Hamburg wird das Bild uneinheitlich durch eine im letzten Dezember begründete Verkaufsveranstaltung ("Antiquarische Büchertage"), die zwar nur regionalen Anspruch hat, aber doch zeigt, dass sich die Hamburger Kollegen nicht einig sind in der Frage, ob die quod libet ein zentrales, erhaltenswertes Element des Standorts ist (und sei es mit einem veränderten Konzept).
Klärungen nicht in Sicht
Auch wenn sich viele Einflüsse (etwa: die allgemeine wirtschaftliche Situation, die Konkurrenz durch den Online-Handel oder die Schwierigkeit, stets 'frische' Messeware zu beschaffen) auf schwer bestimmbare Art und Weise bemerkbar machen, bleibt doch eines festzuhalten: für Sammler und andere Interessierte muss die gegenwärtige Lage irritierend wirken, Kontinuität und Vertrauen gehen verloren, für den sicher mühsamen Aufbau einer neuen Veranstaltung fehlt offenbar vielen Ausstellern die Geduld, die Folgen für die Branche insgesamt werden ungünstige sein. Jedoch: Klärungen sind nicht in Sicht.
bb