Handbibliothek

"Als spakig ward der Bug empfunden"

30. August 2010
Redaktion Börsenblatt
"Alles wird teurer; Aufschnitt, Brot und die Cranach-Presse." Eine eigenwillige kleine Publikation von Wolfgang Keller über Antiquariatskataloge eröffnet eine Folge von Buchempfehlungen für Antiquare.

Bei ZVAB, Booklooker & Co. steht Wolfgang Kellers "Als spakig ward der Bug empfunden. Antiquariate – Kataloge", 1995 in einfacher Aufmachung erschienen, aktuell mit mehreren – moderat ausgezeichneten – Exemplaren. Einer der Anbieter, der Berliner Antiquar Matthias Drummer, fasst in seiner Aufnahme das Wesentliche der Publikation zusammen: "Keller hat die Sprache der Antiquare genau untersucht und mit viel Witz beschrieben. Eigentlich einerseits eine Pflichtlektüre für jeden Antiquar und andererseits ein großes Vergnügen für jeden, dem sich Kellers Humor erschließt."

Kellers Humor ist eigen, zurückhaltend gesagt. Eine zusammenhängende Lektüre seiner bissig-satirischen Anmerkungen über Antiquare und Antiquariatskataloge stellt eine Herausforderung für den informierten Leser dar. Dem Novizen dürften viele Details aus einer halbversunkenen Antiquariatswelt kaum noch zugänglich sein.


Das Berliner Antiquariatsspiel

Lohnend ist jedoch allein schon die Lektüre des im Anhang wiedergegebenen "Berliner Antiquariatsspiels". Ein Beispiel: "Ein bekannter Kinderbuchsammler betrachtet die Auslage. Schnell radierst du in Heinrich Adamys Weihnachtsbuch mit den Farbradierungen von Offterdinger den Preis aus und ersetzt 340 durch 460 Mark. Böse! Er betritt den Laden und kauft. Zahle die Preisdifferenz an den Fonds der notleidenden Sammler." – So einfach war Antiquariat also vor 15 Jahren.

Wolfgang Keller: Als spakig ward der Bug empfunden. Antiquare – Kataloge. Berlin 1995. 117 S.