Antiquariatsmessen

"Bücher sehen und anfassen"

22. September 2010
Redaktion Börsenblatt
Vom 6. bis 10. Oktober findet die 6. Frankfurter Antiquariatsmesse in der Frankfurter Buchmesse statt – ein Interview mit Organisator Detlef Thursch (abooks.de, Lissendorf).

Die Frankfurter Antiquariatsmesse findet dieses Jahr nicht in einer der Hallen, sondern in einem Zelt auf der Agora statt. Warum haben Sie diesen Standort gewählt?

Detlef Thursch: Wir waren vier Jahre lang in Halle 4.0. Dort hat das Thema Dienstleister Überhand genommen, deshalb mussten wir aus der Halle raus. Man hat uns dann letztes Jahr in Halle 3.1 versetzt. Die ist zwar sehr schön und groß, aber es war für unsere Kunden, die für uns wichtig sind, einfach zu abgelegen, die Wege zu weit. Deshalb brauchten wir dieses Jahr wieder eine Alternative, und die beste Möglichkeit, die wir gesehen haben, um uns zentral zu positionieren und gut erreichbar zu sein, war eben ein Zelt auf der Agora.

Gibt es 2010 sonst noch etwas Neues auf der Messe?

Es ist zum ersten Mal gelungen, mit Victor Aizenman aus Buenos Aires einen Kollegen aus dem Gastland als Aussteller zu gewinnen. Aizenman bietet in Frankfurt zum Beispiel unveröffentlichte Manuskripte von Jorge Luis Borges an und ist für die Antiquariatsmesse eine Bereicherung.

Wie viele Aussteller haben sich insgesamt angekündigt?

Es werden 50 Aussteller sein, aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, den USA, Argentinien und Ungarn.

Gibt es Neueinsteiger, die dieses Mal zum ersten Mal kommen?

Wir hatten immer einen relativ großen Wechsel auf der Antiquariatsmesse, was Abgänge oder Neuzugänge angeht. Wir werden ungefähr zehn neue Kollegen haben, die bisher noch nicht in Frankfurt ausgestellt haben.

Das klassische Buch bekommt immer mehr Konkurrenz durch digitale Medien. Sehen Sie einen Einfluss auf die Besucherzahlen der Antiquariatsmesse?

Nein, der große Vorteil von uns ist ja die Stationierung auf der Frankfurter Buchmesse. Die Besucher der Buchmesse kommen, weil sie Bücher sehen und anfassen wollen. Davon haben wir immer profitiert.

Sehen Sie in dieser Hinsicht im Vergleich der letzten Jahre einen gewissen Trend in die eine oder andere Richtung?

In Halle 4.0 waren wir eigentlich konstant gut besucht, wir haben nie gezählt, aber ich schätze, dass in den fünf Messetagen immer circa 7.000 bis 10.000 Besucher zu uns gekommen sind. In Halle 3.1 hatten wir schätzungsweise 20 Prozent weniger Besucher.

Wie würden Sie die Situation der Antiquariatsmesse allgemein einschätzen?

Ich führe seit zehn Jahren eine Statistik über die Ausstellerzahlen auf Antiquariatsmessen in Deutschland, die niedrigste Zahl, die wir einmal hatten, waren vor drei oder vier Jahren 317 Aussteller. Dieses Jahr sind die deutschen Messen um 15 Prozent auf insgesamt circa 270 Aussteller geschrumpft. Die quod libet in Hamburg wurde ganz abgesagt. Die LiberBerlin, die einmal mit über 100 Ausstellern begonnen hat, ist in den letzten Jahren in etwa auf 50 geschrumpft und hätte 2010 auch fast abgesagt werden müssen. Sie findet jetzt mit nur 20 Ausstellern statt. Selbst die Stuttgarter Antiquariatsmesse, die älteste deutsche Antiquariatsmesse in Deutschland, die das nächste Jahr zum 50. Mal stattfindet, wird meines Wissens unter 80 Ausstellern liegen.

Die Lage ist wirklich schwierig, das hat verschiedene Gründe, zum einen immer noch die Wirtschaftskrise, die letztes Jahr an den Umsätzen genagt hat. Davon spüren wir immer noch die Ausläufer. Dann ist da noch das Internet, das immer mehr Raum und Platz einnimmt. Drittens haben wir momentan auch die Situation, dass viele ältere Kollegen, die aufgrund ihrer langen Tradition das beste Material anbieten können, etwas messemüde geworden sind. Es hat zwar in den letzten drei, vier Jahren circa 20 jüngere Kollegen gegeben, die – zum großen Teil übrigens recht erfolgreich – ihren ersten Messeauftritt gewagt haben. Aber das hat den Rückzug der Etablierten nicht ausgleichen können.

"Nach der Messe ist vor der Messe". Was planen Sie für 2011?

Es ist schwer einzuschätzen, wie es mit der Frankfurter Antiquariatsmesse weitergeht, das hängt von den Umsätzen ab, von der Zufriedenheit der Kollegen, davon, wie die Besucherzahlen sind und wie der neue Standort einschlägt. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir im Vergleich zu 2009 durch den neuen Standort im Aufwind sein werden. Aber darüber können wir nach der Messe noch einmal sprechen.

Die Fragen stellte Julia Weidemann.

Weitere Informationen zur Frankfurter Antiquariatsmesse: