Antiquariatsmessen

LiberBerlin-Salon 2010

31. Oktober 2010
Redaktion Börsenblatt
Guter bis sehr guter Publikumszuspruch, eine freundliche Atmosphäre – und Bücher wurden auch verkauft. Bericht von der 11. LiberBerlin.

Was ist eigentlich Hauptzweck einer Antiquariatsmesse? Der Verkauf? Nach diesem Maßstab sieht es für einige Messen hierzulande eher düster aus, weil Aufwand der Beteiligung und Ertrag sich nicht entsprechen. Die Konsequenz aus entsprechenden Erfahrungen ist dann einfach die Nicht-Anmeldung als Aussteller. Aber gibt man damit nicht eine der besten Präsentationsmöglichkeiten des Branchenzweigs in der Öffentlichkeit auf? Verbunden mit der – oft nachvollziehbaren – Wankelmütigkeit vieler Antiquare entsteht der Eindruck, dass diese Grundsatzfragen einfach nicht geklärt werden. Eine (nicht die einzige) ungute Folge: ein erheblicher Teil der Messen befindet sich in der Schwundstufe; Verunsicherung greift um sich, und wer würde eine fundierte Prognose zur Antiquariatsmesselandschaft auch nur für die nächsten zwei, drei Jahre abgeben wollen.

Auf der Grundlage solcher Überlegungen kann das Fazit zur diesjährigen LiberBerlin nur positiv ausfallen. Die zum "Salon" – "abgemagerte" Messe (so die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in einem Vorbericht) mit ihren rund 20 Ausstellern aus Deutschland, Österreich, Großbritannien und den Niederlanden hat wichtige Erkenntnisse gebracht, die für die Weiterentwicklung der Veranstaltung genutzt werden können:

Der improvisierte neue Standort am Schinkelplatz kam bei allen Beteiligten gut an. Der Messebesuch – viele Privatsammler wurden gesichtet – war an beiden Tagen ordentlich.Der offene Standbau war nach dem Eindruck nicht nur des Berichterstatters deutlich ansprechender und publikumsfreundlicher als die sonst üblichen "Kojen".Den gegenüber den Vorjahren aufgegebenen Messesonntag als dritten Tag haben vermutlich die wenigsten Aussteller vermisst.Dagegen hat sich der Verzicht auf einen (vielleicht abgespeckten und mit einer stärkeren Online-Präsentation versehenen) Katalog eher nachteilig bemerkbar gemacht. Die überregionale Wahrnehmung der Messe ist viel geringer, manche Sammler orientieren sich offenbar in erster Linie an den Katalogen, für Institutionen wird es ohne Katalog schwieriger, eventuelle Ankäufe vorzubereiten.Eine Reihe von Ausstellern konnte von Überraschungsverkäufen berichten, durchaus auch im vierstelligen Bereich. In einigen Fällen wurden Kontakte für einen eventuellen "Nachverkauf" geknüpft. Verkäufe günstigerer Bücher wurden an vielen Ständen beobachtet.

Knut Ahnert sprach gestern Nachmittag angesichts der positiven Erfahrungen aus zwei Tagen von einem "Auftrag" an die Veranstalter, die LiberBerlin im kommenden Jahr fortzusetzen. Ahnert setzt darauf, dass die Hauptstadt mit ihrem pulsierenden kulturellen Leben der richtige Ort für ein hervorgehobenes Branchenevent ist. Die gestrigen Eindrücke lassen Ahnerts Einschätzungen als plausibel erscheinen. So wäre es, bei aller gebotenen Prognosezurückhaltung, am Ende keine Überraschung, wenn die LiberBerlin 2011 einen echten Aufschwung erlebte.

bb

Ein ausführlicher LiberBerlin-Bericht folgt in Ausgabe 6/2010 der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" (erscheint am 3. Dezember).