Frank Purrmann: Bücher eignen sich nur bedingt als Geldanlage. In manchen Gattungen kann von einer Wertbeständigkeit auch auf Dauer ausgegangen werden, teils sogar von Wertsteigerungen. In anderen Bereichen sollte man eher vorsichtig sein, wenn es nur darum geht, Geld anzulegen. Wie die letzten zehn bis zwanzig Jahre gezeigt haben, sind die Preise für manche Arten von Büchern gehörig gefallen, was auch, aber nicht nur, mit dem Internet-Handel zusammenhängt. Bestimmte Gattungen, die früher unabdingbar in den bildungsbürgerlichen Haushalt gehörten, sind heute einfach nicht mehr gefragt, so zum Beispiel die klassische deutsche Literatur. Da kann man fast nur noch mit Erstausgaben halbwegs stabile Preise erzielen.
Welche Kriterien bestimmen den Wert eines Buches?
Purrmann: Grundsätzlich gilt: je älter und seltener, desto eher ist eine Wertsteigerung zu erwarten. Inkunabeln (also Drucke bis zum Jahr 1500) werden immer hoch gehandelt werden. Ein Buch, von dem es nur wenige Exemplare weltweit gibt, wird ebenso immer von Wert sein, oder kann vielleicht eines Tages beim Verkauf sogar einen deutlichen Gewinn erzielen. Man muss ein solches Exemplar dann natürlich zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort auf dem Markt bringen. Besonders interessant sind in dieser Hinsicht Unikate, also Drucke, von denen nur ein einziges (weltweit bekanntes) Exemplar existiert, oder natürlich auch Handschriften. Diese werden, je nach Inhalt und Bedeutung, ihren Wert behalten, und der ist zuweilen steigerungsfähig. Bücher, die in der Kultur- und Geistesgeschichte "weltbewegend" waren, man denke beispielsweise an die Erstausgaben der Relativitätstheorie oder der Schriften Galileis, werden zu allen Zeiten zu hohen Preisen gehandelt werden. Dasselbe gilt auch für Werke von hohem künstlerischen Wert, wie zum Beispiel die mit prächtigen Kupferstichen illustrierten naturwissenschaftlichen Werke der Maria Sibylla Merian.
Worauf sollen Sammler achten, wenn sie mit ihrer Sammlung eine Wertsteigerung erreichen wollen?
Purrmann: Ein Sammler, der Wertbeständigkeit oder -steigerung erreichen möchte, sollte natürlich das oben Genannte berücksichtigen und nur Werke kaufen, die nicht zu Hunderten im Internet angeboten werden. Außerdem sollte er sich nach schönen, wohlerhaltenen Exemplaren umsehen, in guten, vielleicht sogar kostbaren Einbänden. Auch die Provenienz spielt eine große Rolle: Gibt es im Buch einen Besitzeintrag einer bekannten Persönlichkeit oder deren Exlibris, kann das den Wert deutlich steigern. Nicht zu vernachlässigen ist indessen der Wert einer Sammlung als Ganzes. Ist ein Gebiet mit vielen seltenen Büchern zum Thema abgedeckt, ergibt sich irgendwann vielleicht die Möglichkeit, die Sammlung geschlossen zu einem hohen Preis weiterzuveräußern, der über dem Einkaufspreis der einzelnen Werke liegt.
Von welchen Dimensionen sprechen wir? Das heißt, welche Wertsteigerung ist bei Büchern möglich?
Purrmann: Die Dimensionen der Wertsteigerung sind bei Büchern im Allgemeinen nicht zu überschätzen. In der Regel hält sich die zu erwartende Wertsteigerung in Grenzen, es sei denn, das Buch konnte recht günstig erworben werden. Bei Büchern von bekanntem Marktwert sind deutliche Steigerungen - etwa auf Auktionen - vom Zeitpunkt, Ort und natürlich dem Kreis der anwesenden potentiellen Käufer abhängig. Bücher haben keine "Kurse" wie Börsennotierungen, obgleich es natürlich Verzeichnisse und andere Anhaltspunkte gibt, an denen sich der Handel orientiert. Größere Schwankungen in beide Richtungen sind immer möglich. Man sollte sich in jedem Fall von einem Fachmann beraten lassen, wenn man ein bestimmtes Buch in erster Linie als Geldanlage erwerben möchten. Ansonsten gilt: Der Wert eines Buches ist immer auch ein ideeller und zugleich individueller: das Glück, ein bestimmtes Buch zu besitzen, hat mit der persönlichen Wertschätzung zu tun - und diese deckt sich beileibe nicht immer mit Handelspreisen.
Interview: Sabrina Gab
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