Die Überschrift "Berufsgeheimnisse im Antiquariat" des 1984 in der Börsenblatt-Beilage "Aus dem Antiquariat" erschienenen Beitrags verspricht vielleicht etwas zu viel; eigentliche "Berufsgeheimnisse" verrät Erich Carlsohn (1901–1987) nicht oder doch nur andeutungsweise.
Dennoch, in einigen Abschnitten streift der Verfasser wichtige Fragen des Antiquariatsgeschäfts. Zwei Beispiele:
Über "das Letzte" an Antiquarsfachwissen (ist das heute wirklich etwas anderes als früher?): "Ich kenne Antiquare, die beruflich sehr tüchtig, von Firma zu Firma gingen, auch im Ausland waren und das Letzte nicht mitbekommen haben."
Über Auktionen: "Es soll auch vorkommen, daß es gelingt, einem Institutsdirektor oder den beteiligten finanziellen Helfern abzuschwatzen, bis zu welcher Summe der Bieter gehen wird. Das hat schon zur Folge gehabt, daß dann bis nahezu an die Höchstgrenze mitgeboten worden ist. Auktionsbesuche sind, auch wenn man leer ausgehen sollte, eine gute Ergänzung der Ausbildung, und selbst alte Hasen können dabei hinzulernen."
Interessant sind auch Carlsohns Anmerkungen zum Seminar für Antiquare in München und zu Antiquarserinnerungen von Junk bis Kraus. Der Text setzt zweifellos beim Leser Vorwissen voraus, und das Fehlen von Literaturnachweisen verstärkt die Schwierigkeit der Erschließung, dennoch lohnt die Lektüre des Beitrags auch heute noch.
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