Antiquariat

Umfrage: 2010 im Antiquariat

10. Dezember 2010
Redaktion Börsenblatt
Wie war das zurückliegende Jahr? Ein Drittel der Antiquare sagt "gut", doch die Stimmung geht mehrheitlich eher ins Negative. Ergebnisse einer boersenblatt.net-Umfrage mit 98 Teilnehmern.

Die wie stets anonym durchgeführte Online-Umfrage hatte innerhalb kurzer Zeit – von Mittwochnachmittag bis Donnerstagvormittag – 98 Teilnehmer. Die Umfrage bestand aus drei Fragen, davon einer Multiple Choice-Frage und zwei Fragen mit freien Antwortfeldern.

1. War 2010 für Sie bzw. Ihre Firma ein gutes Jahr?

"Ja" sagen immerhin 33,7 Prozent der Umfrageteilnehmer. Mit "Nein" antworten dagegen 25,5 Prozent. Allerdings konnte als weitere Antwortoption die Aussage "2010 war durchwachsen, aber das waren die Vorjahre auch schon" angeklickt werden; das taten 37,8 Prozent der Umfrageteilnehmer. Insgesamt ergibt sich daraus also ein eher düsteres Stimmungsbild der Branche.

Wenig überraschend: Ein eigentliches Weihnachtsgeschäft wie im Sortimentsbuchhandel gibt es im Antiquariat in der Regel nicht. Für die Antwortoption "Die letzten drei Wochen des Jahres entscheiden (Weihnachtsgeschäft)" votierten gerade einmal 3,1 Prozent der Teilnehmer.

2. Gab es Ereignisse in diesem Jahr, die Sie für besonders branchenrelevant halten? Wenn ja, welche?

Der Themenkomplex E-Books und Digitalisierung, der die gesamte Buchbranche betrifft, taucht hier mehrfach auf ("E-Buch-Fieber", "Google eBooks", "Das Fortschreiten der Technik im Bereich E-Book", "Einstieg der Ketten in E-Book/E-Reader Geschäft", "Google's Aktivitäten"), ebenso die Auseinandersetzung der GIAQ mit der Hamburger Libri GmbH ("libri - prolibri Prozess", "Einführung von Amazon Preisparität, verlorener Prozess Giaq gegen Libri") oder das Thema Ankaufsplattformen ("Investments in Momox, Rebuy und Booklooker", "reBuy, Momox u. a. haben den Markt weiter zerstört").

Andere Äußerungen beziehen sich auf das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) bzw. auf den zusammen mit dem Schwaneberger Verlag entwickelten ZVAB-Büchermichel: "Einführung des Bücher-Michels", "Der Büchermichelunfug", "Auflösung des ZVAB-Beirats", "Wesentliche Verbesserung der Ebay-Shops, weiteres Zurückfallen des Flaggschiffs ZVAB"

Weiteres in Auswahl (Messen, Kataloge, umsatzschwache Zeiten etc.): "amazon listet Antiquariatsbestand ohne isbn", "negativ die fußball WM, deutlicher umsatzeinbruch in de zeit", "Enorm gestiegene Nachfrage nach qualitätvoller Ware", "Privatangebote sind relevanter als Plattformen-Pflege", "2 neue gedruckte Kataloge; Verbandsmesse", "Absagen verschiedener Messen", , "Längere Verkaufspausen durchgehend!", "noch keine Umsatzsteuererhöhung und keine Abschaffung der Büchersendung", "Ladenschließungen", "Sterbende Sammler", "Gemeinschaftskatalog der Antiquare", "nein, außer der Tatsache, dass immer mehr 'Private', steuerbegünstigte 'Vereine' und Einrichtungen der öffentlichen Hand (Bibliotheken) als 'Nebenbei-Antiquare' dem Vollerwerbsantiquar durch Dumpingpreise den Markt zerstören.", "Weiterhin Geiz-ist-geil-Welle (wie in Vorjahren)", "die Welt verändert sich ständig – das Lesen wandert ins Netz, das große unbekannte Ding"

3. Haben Sie besondere Pläne für 2011? Welche Projekte möchten Sie gern in Ihrer Firma verwirklichen?

Mehrere Trends oder Richtungen lassen sich feststellen:

Aufwertung der eigenen Bestände
"Schrott-Bücher entsorgen vor allem im Netz und nur noch Spitzenware führen", "Bestand bereinigen von Massenware", "Qualitativer Ausbau des Bestandes", "Am Qualitätsstandard weiter feilen und unverkäufliche Überhangbestände entsorgen", "Verkleinerung und Verbesserung des Angebots, gleichzeitig Erhöhung des Umsatzes"

Ebay
"Radikale Umstellung auf Ebay-Shop", "Daten zu ebay"

Laden
"Ladeneinrichtung fertig stellen", "schöne Echtholz-Regale bauen, Laden vergrößern", "Ladengeschäft erweitern, Homepage überarbeiten, Genossenschaft stärken", "wieder verstärkt Lesungen"

Verkaufskataloge und Messen
"Weitere gedruckte Kataloge; Kundenwünsche besser bearbeiten; Internationale Messen", "Katalog No. 1 erstellen. Umbau im Laden", "2 gedruckte Kataloge", "Traditionellen, d. h. Papierkatalog erstellen", "ich möchte mehr Kataloge machen", "Mehr Messen"

Weitere Äußerungen (in Auswahl)

"Erweiterung des Bestands um CDs usw.", "Für Projekte braucht man Geld und davon wird immer mehr durch obrigkeitsstattliche Verordnungen und Forderungen abgepresst. Über kurz oder lang bleibt nur der Weg ins Prekariat, da das klassische Antiquariat KEINE Zukunft hat. 'Video kills the radio-star…' Das Internet plättet das Buch!", "ein Besser-Antiquar werden, im Gegensatz zu den Hetzereien gegen die Auch-Antiquare", "Re-Organisation und Stärkung vom Kommissionsverkauf"

Herzlichen Dank an alle, die sich an dieser Umfrage beteiligt haben! Dank an Wolfgang Höfs für die Unterstützung!