Antiquariat

Bestandsaufnahme Antiquariat 2011

30. Dezember 2010
Redaktion Börsenblatt
Wie steht es um den Antiquariatsbuchhandel? Plakative Überschriften sind wohlfeil, ersetzen aber noch keine echte Bestandsaufnahme. Eine neue Interviewreihe auf boersenblatt.net ab Januar.

In den überraschend häufigen Medienberichten über die Lage des Antiquariatsbuchhandels dominieren plakative Überschriften: "Nur noch Preziosen. Die Konkurrenz im Internet setzt den Antiquariaten immer mehr zu" (Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2010), "Antiquariate kämpfen ums Überleben" (Ostsee-Zeitung, 29. Dezember 2010), "Buchantiquariate werden immer weniger, auch wenn Bücher nicht ausgedient haben" (NZZ am Sonntag, 28. November 2010), "Von Tüten und Blasen. Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher scheint selbst ein wenig antiquiert. Bewertungen gibt es hier nicht, private Verkäufer auch nicht. Gegen die Konkurrenten kommt man daher immer weniger an" (Frankfurter Allgemeine Zeitung zur Buchmesse, 6. Oktober 2010), "Gefangen im Netz. Das Internet beschert den deutschen Antiquaren einen beispiellosen Preisverfall. Daher müssen sie ihre Geschäftsmodelle überdenken" (Wirtschaftswoche, 20. April 2009). Am Ende beruhen diese Artikel meist auf negativen O-Tönen von Antiquaren, allgemeinen Aussagen zur Konkurrenz im Netz und halbverdauten Brancheninformationen aus unterschiedlichsten Quellen.

Auf der anderen Seite ist pauschale Journalistenschelte unangebracht; für den Antiquariatsbuchhandel mangelt es schlicht an repräsentativen Branchendaten und leicht zugänglichen Übersichtsinformationen. Und es ist viel einfacher, pessimistische Stimmen einzusammeln, als Beispiele für erfolgreiches geschäftliches Handeln aufzuzeigen (aus Gründen, die auf der Hand liegen...).

Um diesen Missständen wenigstens etwas abzuhelfen, werden wir hier auf boersenblatt.net ab Januar eine Reihe ausführlicher Interviews mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen des Antiquariats- und Gebrauchtbuchhandels veröffentlichen. Zu Wort kommen in den Interviews neben Inhabern von Ladengeschäften auch Versandantiquare (mit und ohne Spezialisierung, Geschäftsgründung vor und nach Aufkommen des Online-Handels), Vertreter von Antiquariats-Interessengruppen, Plattformbetreiber, Messe- und Büchermarktveranstalter und so weiter.

Vielleicht sieht man hinterher etwas klarer, wie die Situation im deutschsprachigen Antiquariatsbuchhandel wirklich aussieht. Eine Vermutung: bei weitem nicht so düster, wie es die eingangs zitierten Überschriften nahelegen.