Meinhard Knigge ist seit 1995 selbständiger Antiquar; seine Spezialgebiete sind unter anderem Architektur, Handwerk, Eisenbahnen, Naturwissenschaften und Technik.
Wie ist die Stuttgarter Antiquariatsmesse im Januar für Sie als Aussteller verlaufen?
Meinhard Knigge: Obwohl ich es als Spezialist mit einem etwas sperrigen Schwerpunkt Technik und Ingenieurwesen sowie Naturwissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts auf Messen meistens nicht so leicht habe, bin ich mit dem Ergebnis in Stuttgart zufrieden. Der Verkauf an Bibliotheken und an Kollegen hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, Privatkunden haben sich bei mir leider noch etwas zurückgehalten.
Wie sehen Ihre weiteren Messepläne für das Jahr 2011 aus?
Seit dem Start der LiberBerlin im Jahr 2000 habe ich dort durchgängig und meist ziemlich erfolgreich ausgestellt. Ich sehe keinen Grund, in diesem Herbst nicht mehr dort vertreten zu sein. Allerdings muss ich eine Einschränkung machen: wir brauchen in Berlin wieder eine "kritische Masse" von Ausstellern, und das heißt mindestens 40 Teilnehmer. Außerdem kommen wir bei einer überregionalen Messe nicht um einen Katalog herum, um Bibliotheken und auswärtige Kollegen anzulocken.
Als Mitorganisator der Antiquarischen Büchertage im Altonaer Museum werde ich auch dort natürlich ausstellen. Auf der quod libet bin ich von 1996 bis 2007 als Aussteller präsent gewesen. Kosten und Nutzen standen aber immer weniger in einem sinnvollen Verhältnis, so dass ich 2009 auf diese Messe verzichtet habe. Auf die Planungen von Luckwaldt Messen für eine neu strukturierte quod libet bin ich gespannt. Auch hier gilt als Bedingung für mich: Katalog und mindestens 40 Teilnehmer.
Die Antiquariatsmessen in Frankfurt und Leipzig kommen für mich nicht in Frage, weil beide Messen – bedingt durch das Umfeld der modernen Bücher – ihren Fokus für mich zu sehr auf Literatur und Kunst legen.
Die Hamburger Situation wirkt auf Außenstehende unübersichtlich, es gibt mit der quod libet eine Messe mit überregionalem Anspruch und die im zweiten Durchlauf leicht gewachsenen Altonaer Büchertagen, die nur wenige Wochen nach der quod libet stattfinden. Graben sich die Hamburger Antiquare selbst das Wasser ab?
Es ist doch so: die Antiquarischen Büchertage waren immer als Plan B gedacht und haben sich von vornherein auch an ganz andere Aussteller gewendet. Nach meiner Einschätzung sind etwa die Hälfte der Aussteller des letzten Jahres – sei es, weil sie die höheren Kosten scheuen, sei es, weil sie sich nicht als Anbieter auf einer "richtigen" Messe sehen – nicht bereit, auch auf der quod libet ihr Glück zu versuchen. Und da sind einige dabei, die ich früher intensiv für die quod libet zu gewinnen versucht habe. Die Bereitschaft für die quod libet kann sich natürlich ändern, wenn die Teilnahmekosten dort wesentlich sinken.
"Das Wasser abgraben"! Zuerst gab es Stuttgart, später auch noch die Messen in Köln, Ludwigsburg und Hamburg. 2000 setzten sich die Berliner Kollegen eine Woche (!) vor den quod libet-Termin. Fünf Jahre später kam der Schlag aus Frankfurt (das ich, da es nördlich des Mains liegt und von hier aus schnell zu erreichen ist, noch zu Norddeutschland rechne…) mit dem Termin eine Woche vor der LiberBerlin und drei Wochen vor der quod libet. Und diese drei Messen stehen wahrlich in Konkurrenz in Bezug auf Aussteller und Besucher. Weder für die Altonaer Büchertage noch für die quod libet sind dieses Jahr die letzten Entscheidungen getroffen. Lassen wir uns überraschen, wie es weitergeht…
Inzwischen hat die überwiegende Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen einen eigenen Auftritt im Netz – warum das Antiquariat Knigge nicht?
Gegenfrage: Lohnt sich das, wenn ich nur etwas über 800 Bücher im Netz anbiete?
Erwartet man nicht einfach, dass ein Antiquar eine eigene Webseite hat? Oder wenigstens ein Blog…?
Meine Kunden erwarten gut erhaltene, richtig beschriebene und für sie wichtige, interessante und schöne Bücher zu angemessenen Preisen. Ich erstaune immer wieder über den Einsatz der Blogger-Kollegen. Aber wer soll denn diese vielen Blogs alle lesen? Lest Bücher und ihr bleibt gesund!
Das führt, fast zwanglos, zur abschließenden Frage: findet man Sie bei Facebook, LinkedIn, XING oder Twitter?
Bei Facebook bin ich eine Karteileiche – auch das gibt es im Internetzeitalter noch; die anderen Seiten überlasse ich den sich dort tummelnden Kollegen…
Die Fragen stellte Björn Biester.