Online-Buchhandel

"Eisern erkämpfte Direktbestellungen nicht in die Hände von Amazon geben"

2. Mai 2011
Redaktion Börsenblatt
Ist es für Antiquare denkbar, "Bezahlen über Amazon" für einen eigenen Shop zu nutzen? Eine satte Mehrheit steht dem neuen Bezahldienst skeptisch bis ablehnend gegenüber. Ergebnisse einer boersenblatt.net-Umfrage.

64 Prozent der Befragten beantworten die Frage "Können Sie sich vorstellen, "Bezahlen über Amazon" in die Website Ihres Antiquariats zu integrieren?" mit einem "Nein". 34 Prozent sagen "Ja". Nur ein Umfrageteilnehmer gibt an, "noch unentschieden" zu sein. Das ist das recht eindeutige Ergebnis einer letzte Woche auf boersenblatt.net gestarteten Umfrage, an der sich trotz Osterferien und Mai-Feiertag 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligt haben.

Der Tenor der freien Kommentare, die in der anonymen Online-Umfrage ebenfalls möglich waren ("Haben Sie aus Anbietersicht Anmerkungen zu 'Bezahlen über Amazon'?"), fällt noch klarer negativ aus. Eine Auswahl der abgegebenen Statements:

"Es geht wieder einmal mehr um Kundenbindung an eine Plattform, die Antiquariate werden immer unsichtbarer. Amazon, beherrscht eh schon den Großteil des Marktes, warum das noch unterstützen? Auf gar keinen Fall!!!""Ich werde Amazon mein sauer verdientes Geld nicht in den Rachen werfen!""Es ist ein gravierender Unterschied, ob ich über einen eigenen Bezahldienst (PayPal), der nicht an einen Konkurrenten gebunden ist, Rechnungsbegleichungen mache, oder ob ich die Bezahlung direkt einem Konkurrenten, der im deutschen Raum bereits Monopolstellung erreicht hat, weitere Marktanteile ohne Not, zu meinen Lasten, verschaffe. Man hat es in der Vergangenheit bereits am ehemaligen deutschen Branchenprimus ZVAB sehen können: je stärker die Marktstellung, desto unverschämter die Knebelungen, die er sich erlaubte. Und genau dieser ehemalige Branchenprimus gehört nunmehr, über zwei Ecken, amazon. Also: weshalb sollte ich mich freiwillig selbst ins Knie schießen??""Was für eine Schnapsidee, dem Mitbewerber Einblick in die Verkäufe außerhalb der Amazon-Plattform zu geben, und noch dazu Amazon pekuniär an meinen Verkäufen teilhaben zu lassen.""Man sollte sich die Nutzungsbedingungen durchlesen, da man alle absurden Amazon-Praktiken von der A-Z-Garantie bis zum Einbehalt (Einfrieren) der Umsätze akzeptiert.""wüsste nicht was das bringen soll. es gibt schon paypal, und das wird selten genutzt.""Kein Interesse aufgrund Datenschutz (Kundendaten), zu hohe Kosten, als Selbstständiger möchte ich auch selbständig bleiben und meine eisern erkämpften Direktbestellungen nicht auch noch in die Hände von Amazon geben!""Von der Funktionalität her sicher nützlich, auch Paypal ist nach Anfangsproblemen heute ein fast idealer Dienstleister geworden. Strategisch eine Katastrophe, weil die Versklavung des Antiquars dadurch besiegelt wird. Widerstand gegen Banken grenzt an Selbstmord. Fazit: Unsere Kerkerstäbe werden geschmiedet, viel Spaß beim Zusehen.""Nur eine neue Abhängigkeit vom Monopolisten, wer auf Rechnung liefert benötigt diese Strukturen kaum.""Im Endeffekt käme es einer Ausweitung des sehr praktischen Inkassodienstes von Amazon auf weitere Bereiche nah. Denke das ZVAB wird nach der Übernahme durch Amazon eh dieses System übernehmen.""Frei nach Borchert: Wenn Amazon dich ködern will, dann gibt es nur eins!... Sag NEIN!"

Vielen Dank an alle, die sich die Zeit für das Beantworten der Umfrage genommen haben!