Die Absage der Hamburger Antiquariatsmesse quod libet am Montag hat doch erstaunlich wenig die Gemüter berührt – vielleicht, weil sie am Ende niemanden überraschen konnte. Besteht aber in der Branche ein Konsens darüber, dass das Nichtzustandekommen der Messe ein Verlust für den Standort Hamburg ist? Es fällt schwer, diese Frage mit einem klaren "ja" zu beantworten. Das lokal viel gelesene "Hamburger Abendblatt" überschreibt eine Meldung zur Absage der quod libet mit der Überschrift "Antiquare können sich ihre Messe nicht mehr leisten" – und das wirft doch ein Schlaglicht darauf, wie die Angelegenheit auf Außenstehende wirkt. Im Artikel selbst wird in einem Zitat der Veranstalterin unter anderem angeführt, die Marktbeherrschung der Internetplattformen habe den "Kostendruck" für die klassischen Antiquariate enorm erhöht.
Der Rückgang auf die wahre Freude des Bibliophilen empfiehlt sich als Ausweg aus der Misere unserer Zeit. Der Ausstieg ist auch in ganz zeitgemäßen Formen möglich: Der kürzlich bei Oak Knoll in Buchform erschienene Zensus des sogenannten "Kelmscott Chaucer" ("The Works of Geoffrey Chaucer" der Kelmscott Press von 1896) wird jetzt durch ein Blog ergänzt, für das die beiden Autoren, William S. Peterson und Sylvia Holton Peterson, verantwortlich zeichnen. Geboten werden unter anderem Nachträge, aber auch Hinweise auf im Handel auftauchende Exemplare des "Kelmscott Chaucer".