Antiquariat

Varia Antiquaria 40

9. Juni 2011
Redaktion Börsenblatt
Unangenehme Telefonate mit Antiquaren, Facebook als potenzielle Verkaufsplattform und Humoristisches aus der Vergangenheit des Leipziger Antiquariats. Neuigkeiten für Antiquare und Büchersammler.

Renate Schostack berichtete am vergangenen Samstag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über ihre Schwierigkeiten, antike Möbel, altes Geschirr etc. zu verkaufen: "Da sammelt man ein Leben lang Objekte an, und dann muss man plötzlich darüber nachdenken, wie man damit auf kleinerem Raum zurechtkommt. Der Versuch, vor einem Umzug seine Besitztümer loszuwerden, zieht schräge und andere Vögel an und wird zur Begegnung mit der eigenen Lebensgeschichte."

Ein bezeichnender Abschnitt aus Schostacks Text: "Der Versuch, Bücher zu verkaufen, kam zunächst über unangenehme Telefonate nicht hinaus. Höhnische Antiquare ließen mich wissen, was ich anzubieten hätte, gebe es 'wie Sand am Meer'. Bis ich eines Tages an der nächstgelegenen kleinen Buchhandlung das Schild sah: 'Kaufe Bibliotheken auf.' An einem glühheißen Tag holte die Buchhändlerin zusammen mit einem Kollegen fünfundzwanzig Schachteln voller Bücher ab, was sich in den Regalen freilich kaum als Lücke niederschlug. Da es sich hauptsächlich um gewichtige Kataloge und wissenschaftliche Werke handelte, zahlte sie sogar ein gutes Geld und versprach überdies eine 'Nachbesserung', sobald sie die Bücher durchgesehen hätte."

Folgt auf den E-Commerce der Facebook-Commerce?

Holger Schmidt wirft in seinem Blog die spannende Frage auf, ob auf den E-Commerce bald der "Facebook-Commerce" kommen könnte. Einige Anhaltspunkte hierfür sind bereits zu erkennen. Nicht nur der Hinweis auf den stark steigenden Facebook-Anteil an der Internetzeit in Deutschland sollte allen Online-Händlern zu denken geben. Wo diskutieren Antiquare, ob sich eine aktive Beteiligung an entsprechenden Entwicklungen lohnen könnte (und man am besten vorgeht)? Ein pragmatischer Ansatz – dorthin gehen, wo immer mehr Kunden sind – könnte dabei hilfreich sein (siehe auch ein vor knapp zwei Jahren mit einem amerikanischen Kollegen geführtes Interview zum Thema).

Bibliothek des hervorragenden Schizophrenisten Balduin Sternhagel

Das Amsterdamer Antiquariat Die Schmiede bietet in seinem kürzlich verschickten 100. Katalog unter anderem auch ein antiquariatsgeschichtlich sehr interessantes Stück an: den 1935 von Bernhard Wendt bearbeiteten 16seitigen Versteigerungskatalog "Aus der Sammelkiste eines Vergessenen", "Teile der Bibliothek des hervorragenden Schizophrenisten Balduin Sternhagel" enthaltend (Nr. 442). Den hierfür geforderten Betrag (175 Euro) rechtfertigt wohl die Seltenheit dieses Privatdrucks.