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"Mit den Antiquaren ins Gespräch kommen"

22. Juli 2011
Redaktion Börsenblatt
Ab sofort ist die Benutzung des ZVAB-Büchermichels kostenlos. Ein Gespräch mit Hans W. Hohenester, dem Geschäftsführer des Schwaneberger Verlags in Unterschleißheim.

Heißt die aktuelle Ankündigung, dass Sie Ihr Geschäftsmodell nach einem knappen Jahr auf Eis legen?

Hans W. Hohenester: Nein, wir legen das Geschäftsmodell nicht auf Eis, aber wir gehen mit dem Büchermichel noch einmal einen Schritt zurück und laden Antiquare und private Interessenten dazu ein, sich ihn kostenlos und unverbindlich anzuschauen. Auch bei unseren Briefmarkendatenbanken hat es eine gewisse Zeit gedauert, bis sich die Produkte durchgesetzt haben, heute haben wir in diesem Bereich fast 10.000 Kunden.

Vom Nutzen des Büchermichels ist der Schwaneberger Verlag weiterhin überzeugt. Neulich stellte sich für mich privat die Frage nach der Wertseinschätzung von Büchern aus Familienbesitz, hier fand ich den Büchermichel sehr nützlich. Auch bei einem Workshop, den wir zu Jahresbeginn in Tutzing zusammen mit dem ZVAB durchgeführt, haben uns Abonnenten von ihren positiven Erfahrungen berichtet und zugleich Verbesserungsvorschläge gemacht. Auch Einzelgespräche mit Antiquaren bestärken uns in diesem Sinne. Unser Verlag hat darüber hinaus eine unabhängig durchgeführte Marktuntersuchung erstellen lassen, aus der sich der so genannte MICHEL-Effekt (beschreibt die Werterhaltung von Sammelobjekten durch Sammlerkataloge) belegen lässt.

Müssen Sie sich nicht dafür kritisieren lassen, besonders zur Einführung des Büchermichels unzureichend mit Ihrer wichtigsten Zielgruppe, den Antiquaren, kommuniziert zu haben?

Es gab da gleich zum Start einige Missverständnisse, die wir uns durchaus zurechnen lassen müssen. Es geht uns nicht darum, gegen die Antiquare etwas durchzudrücken, sondern im Gegenteil um ein Produkt, das für alle Beteiligten nützlich ist und nur dann wirklich funktioniert, wenn sich möglichst viele daran beteiligen und auch ihre Daten zur Verfügung stellen.

Was ist Ihre Perspektive für den Büchermichel?

Aus unserer Sicht ist es realistisch, etwa 1.000 bis 2.000 Nutzer für den Büchermichel gewinnen zu können. Wir stützen uns dabei auch auf die eingangs erwähnte unabhängig durchgeführte Marktanalyse. Dieses Ziel streben wir weiterhin an, auch wenn uns bewusst ist, dass zur Umsetzung vielleicht noch einige Zeit brauchen wird.

Wie soll es ab Anfang 2012 weitergehen? Welches Angebot machen Sie den Antiquaren, die den Büchermichel gern nutzen möchten, aber nicht bereit sind, dafür Daten zur Verfügung zu stellen, darunter dem Vernehmen nach eine ganze Reihe besonders wichtiger und angesehener Firmen?

Wir haben noch nicht über alle Einzelheiten der weiteren Vorgehensweise gesprochen. Fest steht, dass der Büchermichel für die Antiquare, die uns ihre Daten vollständig oder teilweise zur Verfügung stellen, auch über den 31. Dezember 2011 hinaus kostenlos bleibt. Uns geht es jetzt erst einmal darum, mit den Antiquaren ins Gespräch zu kommen. Das Angebot lautet also ausdrücklich: wir sind zum Dialog bereit! Über Hinweise, konstruktive Kritik und Vorschläge der Antiquare freuen wir uns!

Die Fragen stellte Björn Biester.