Online-Buchhandel

Ärger mit Abebooks

19. Dezember 2011
Redaktion Börsenblatt
"Ade ABE" – Frank Werner, langjähriger Leiter der Antiquariatsabteilung von Brockhaus in Kornwestheim, macht in einem Brief seinem Ärger über die Amazon-Tochter Abebooks Luft.

Wir geben den Brief von Frank Werner hier mit Zustimmung des Verfassers vollständig wieder:

"Das Brockhaus / Antiquarium ist schon seit etlichen Jahren Kunde (Opfer?) des ABE. Ich hatte nie eine riesige Menge Bücher online, immer circa 1.000 Stück zwischen 20 bis etwa 25.000 Euro. Anfangs dachte ich: 'Toll! Da werden meine Bücher wahrgenommen von Leuten, an die ich sonst nie dran käme!' Und ein Weilchen war das auch so. Es kamen Bestellungen aus aller Herren Länder, und es gab eigentlich nie Probleme mit der Abwickelung. Aber, wie alle guten Dinge, ließ auch diese Bestellflut nach, und versickerte allmählich zu drei bis vier in der Woche. Gleichzeitig begannen die Herren des ABE am Konzept zu schrauben. Die Kreditkartenabrechnung wurde immer teurer, das ganze Abrechungssystem immer undurchschaubarer. Und dann wurden diese Sternchen für die Erfüllungsrate eingeführt.

Diesen Sommer habe ich mir einen vierwöchigen Urlaub gegönnt. Natürlich habe ich daran gedacht, die Abwesenheitsdings auszufüllen (man entschuldige mein laienhaftes Vokabular, ich bin Antiquar und kein Computermann…). Aber ich habe vergessen, die Bestätigungstaste zu drücken. Als ich nach vier Wochen zurückkam, waren ganze vier Bestellungen – alle unter 100 Euro – angekommen und verfallen. Ärgerlich. Aber noch ärgerlicher: Es war mir nur ein einziger Stern verblieben, gnadenhalber, nehme ich an.

Nun ist es ja so, dass die paar anderen Onlinegeschäfte, bei denen ich als Privatmann einkaufe, auch Sternchen verteilen. Aber diese richten sich nach der Qualität der angebotenen Ware und werden über die Bewertung des Artikels durch die Kunden verteilt. Ich glaube, dass kaum ein Kunde tatsächlich mitbekommt, dass beim ABE nicht die Qualität der Ware, sondern die Erfüllungsrate des Verkäufers beurteilt wird. Diese wird den Kunden, glaube ich aus eigener Erfahrung, ziemlich schnurz sein.

Seitdem setze ich beim ABE nicht einmal genug um, um die Einstellgebühren zu zahlen, von Gewinn will ich gar nicht erst anfangen. Mehrfach habe ich mich beim ABE gemeldet und um Rücksetzung gebeten, natürlich erfolglos.

Jetzt reicht es mir. Ich habe letzte Woche einen eingeschriebenen Brief an die Geschäftsführung geschrieben, in dem ich meine Mitgliedschaft aufkündige. Einen Brief deshalb, weil ich in dem Wust von Links, FAQ's (sagt man so?), supertollen Vorschlägen etc. etc. einfach keine Möglichkeit gefunden habe, meine Bücher zu löschen und vor allem: meinen Unmut über diese Art der Gängelung zu äußern. Bisher habe ich noch nichts gehört."