Antiquar Hans Hammerstein gestorben

Hans Hammerstein, geboren am 24. Juli 1933, gründete sein als Familienbetrieb geführtes Antiquariat in der Türkenstraße 37 (Maxvorstadt) im Jahr 1968. Die Schwerpunkte des antiquarischen Angebots liegen bei Zeitschriften wie "Simplicissimus" und "Jugend" sowie bei Kunst und Literatur der 19. und 20. Jahrhunderts.

Eine etwas bayrisch-derbe Charakterisierung des Antiquars bietet Carlheinz Schellenbergs Beitrag "Streifzüge in Folio – Münchens Antiquariate aus persönlicher Sicht" ("Aus dem Antiquariat" 8/1972, A 331 f.): "Bleiben Sie auf der Türkenstraße, und versuchen Sie Ihr Glück bei Hammerstein. Vormittags ist der Laden geschlossen, und nachmittags hängt oft der trügerische Zettel 'Komme gleich' an der Tür. Hans Hammerstein ist kein Antiquar, aber die Bücher sind sein Leben, kein Geschäftsmann, aber nur Geld kann ihn in den Laden locken, den seine Frau geduldig hütet. Nur mit Langmut können Sie bei Hammerstein kaufen, denn er hat die Unpünktlichkeit zur Regel gemacht und zur Tugend erniedrigt. Wenn Sie ihn vor die Flinte, das heißt vor die Brieftasche bekommen, lassen Sie sich weder von seinen bayrischen Trachten und Redensarten noch von seinem Knoblauchatem schrecken. Wenn Sie ihn zum Lachen bringen, haben Sie gewonnen, und er rückt heraus, was er hat, und beschafft Ihnen, was er nicht hat. Alte Bücher interessieren ihn nicht, aber er hat moderne Luxusdrucke von schönster Erhaltung, Erotika, moderne Graphik und seit letztem eine Kollektion von frühen Ansichtskarten, die sensationell ist. Das sind nicht die üblichen Kitschkarten – die hat er auch die Menge und in teilweise hinreißenden Exemplaren –, es sind herrliche Karten der 'Wiener Werkstätte' von allen Künstlern der damaligen Zeit: Kokoschka, Mela Köhler und Fritzi Löw. Er hat auch die drei berühmten Bergkarikaturen von Nolde, die mit Hansen signiert sind."

Die Beerdigung findet am Donnerstag, 5. Januar 2012, um 13 Uhr auf dem Nordfriedhof München statt.