Edgardo Henschel wurde am 14. Juli 1932 in Hamburg geboren, wo sein Vater Hans Henschel die 1877 begründete angesehene wissenschaftliche Export- und Antiquariatsbuchhandlung Henschel & Müller führte. Im nationalsozialistischen Unrechtsstaat wurde die Firma 1935/36 "arisiert". 1937/38 wanderte die Familie Henschel, in Deutschland gewaltsam ihrer Lebensgrundlage entzogen, nach Argentinien aus.
In Buenos Aires besuchte Edgardo Henschel die Deutsche Volksschule und im Anschluss bis zum Abitur das Gymnasium. 1968 übernahm er die von seinem Vater 1940 in der argentinischen Hauptstadt begründete Buchhandlung, die seitdem als Librería Anticuaria Edgardo Henschel firmierte und dem argentinischen Antiquariatsverband ALADA angehörte.
Hans/Juan Henschel und später der Sohn Edgardo pflegten nach 1945 persönliche und geschäftliche Beziehungen zu deutschen Kunden und Kollegen. Edgardo Henschel reiste mehrfach nach Hamburg, beispielsweise als Besucher der Antiquariatsmesse quod libet, und lud Freunde zu sich nach Buenos Aires ein. Schwerpunkte seiner Handelstätigkeit waren unter anderem Erstausgaben deutscher Literatur, Geschichte und Kinderbücher.
Edgardo Henschel hinterlässt eine Witwe, Evelyn Wohlgemuth, und einen Sohn, Alejandro. Das Schicksal seiner Buchhandlung scheint derzeit noch ungewiss.
Über die Familie Henschel und ihre Geschichte informieren unter anderem Beiträge von Gottwalt Pankow und Roland Jaeger in "Aus dem Antiquariat" (1997 bzw. 2010) sowie Ernst Fischers Handbuch "Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933" (2011).