Nachruf auf Hellmut Saucke (1934−2013)

"Ein Sortimenter mit immensem Wissen"

15. April 2013
Hermann Staub
Der Hamburger Buchhändler Hellmut Saucke verstarb am 13. März 2013 im Alter von 78 Jahren. Ein Nachruf von Hermann Staub, Historisches Archiv des Börsenvereins.

Hellmut Saucke wurde am 20. August 1934 in die Familie des Hamburger Buchhändlers Kurt Saucke hineingeboren, eines Prototyps des Sortimenters als Literaturvermittler, den Siegfried Unseld noch 1999 in einer Umfrage des Börsenblattes als seinen "Jahrhundertbuchhändler" bezeichnete. Kindheit und Jugend in diesem geistigen Umfeld prägten Werdegang und Berufswahl Hellmut Sauckes entscheidend: Studium an der Werkkunstschule in Offenbach, Ausbildung zum Verlagsbuchhändler im Verlag Günther Neske, Lehre als Schriftsetzer bei Clausen & Bosse, schließlich Eintritt in die väterliche Buchhandlung 1958.

Hier setzte er, von 1962 bis 1987 gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang, die vom Vater begründete Tradition einer literarischen Buchhandlung fort: Lesungen und Vortragsabende, Ausstellungen sowie selbst gestaltete Kataloge und Werbeprospekte leisteten einen wesentlichen Beitrag zum literarischen Leben Hamburgs. Geisteswissenschaften und Kunst, Belletristik und Bibliophilie, das von Hellmut Sauckes Ehefrau Etta betreute Kinderbuch und die medizinische Fachabteilung bildeten die Schwerpunkte der Buchhandlung. Eine Herzensangelegenheit war Hellmut Saucke die 1965 von ihm begründete Sirius-Presse, in der er "gediegene" Drucke in kleinen Auflagen publizierte − ausgesuchte Texte, illustriert von exzellenten Künstlern. Die Unterlagen zur Geschichte von Buchhandlung und Verlag Saucke, die Etta und Hellmut Saucke seit 2006 dem Historischen Archiv des Börsenvereins in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main übertrugen, legen reiches Zeugnis von diesen Aktivitäten ab.

Im Zuge des in den 1980er Jahren einsetzenden Strukturwandels im Buchhandel veränderten sich die wirtschaftlichen Kennzahlen auch der Buchhandlung Saucke negativ, so dass sich Hellmut Saucke veranlasst sah, seine Buchhandlung zum 1. September 1990 an den Hamburger Filialisten Kurt Heymann zu verkaufen.

Hellmut Saucke war ein Sortimenter mit immensem Wissen, ein Kulturvermittler in der Tradition eines Friedrich Christoph Perthes. Die, die ihn kannten, werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.