Tübingen

Walter Jens ist tot

10. Juni 2013
Redaktion Börsenblatt
Der Philologe Walter Jens ist gestern Abend im Alter von 90 Jahren in Tübingen gestorben. Das sagte sein Sohn Tilman Jens den Medien zufolge am heutigen Montag der Nachrichtenagentur dpa.
Bis in die achtziger Jahre hinein war Walter Jans eine bestimmende Figur des literarischen, ja mehr noch, des intellektuellen und politischen Lebens in Deutschland", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" zu seinem 90. Geburtstag. Aufgrund seiner Demenzerkrankung zog er sich 2004 aus der Öffentlichkeit zurück. 

2003 wurden Walter Jens und seine Frau Inge Jens für ihr Buch "Frau Thomas Mann" mit der Corine des Börsenvereins - Landesverband Bayern geehrt.

"Die Stimme eines streitbaren Humanisten und Pazifisten, eines wortgewaltigen Kritikers und Autors ist für immer verstummt", erklärte Imre Török, Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS in ver.di), zum Tod von Walter Jens.

Walter Jens war seit 1950 Mitglied der Gruppe 47, im selben Jahr erschien im Rowohlt Verlag sein viel Roman „Nein. Die Welt der Angeklagten". Zusammen mit seiner Frau, der Literaturwissenschaftlerin Inge Jens, veröffentlichte er die Bücher „Frau Thomas Mann" und „Katias Mutter. Von 1963 bis 1988 hatte er den Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik der Eberhard Karls Universität Tübingen inne und von 1976 bis 1982 war er Präsident des PEN-Zentrums der Bundesrepublik.

Die Westberliner Akademie der Künste wählte Walter Jens 1989 zu ihrem Präsidenten, zehn Jahre lang führte er die Akademie. "Ich verliere in ihm nicht nur einen väterlichen Freund und Ratgeber, sondern einen aktiven und verlässlichen Mitstreiter im Kampf für eine lebendige Demokratie. Er war davon überzeugt, dass sich Intellektuelle in die gesellschaftlichen Belange einzubringen und zu warnen haben, wenn Freiheitsrechte gefährdet sind. Bei aller Trauer: Sein Beispiel ist für uns Ansporn und Verpflichtung", schreibt Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste.