Antiquariat

"Das Lager zu reduzieren hat immer seinen Reiz"

10. Juli 2013
Redaktion Börsenblatt
Planen Sie in absehbarer Zeit, den Lagerbestand Ihres Antiquariats zu reduzieren, zu halten oder auszubauen? Eine boersenblatt.net-Umfrage ergibt ein differenziertes Bild.

Recht unterschiedlich sind – was wenig überrascht – die Antworten auf die Frage "Planen Sie in absehbarer Zeit, des Lagerbestand Ihres Antiquariats zu reduzieren, zu halten oder auszubauen?" ("Falls Sie eine Bestandsreduzierung anstreben: nach welchen Kriterien wollen Sie vorgehen?"). Eine Tendenz geht sicher zu moderater oder deutlicher Bestandsreduzierung, wobei sich hier oft allgemeine Lagerrevision (Aussonderung schwerverkäuflicher Bücher, nach Lagerdauer, Zustand oder anderen Kriterien), persönliche Motive (Vorbereitung des Ruhestands, Größe der Lagerräumlichkeiten, Verlagerung der Angebotsschwerpunkte) und das Bestreben nach einer Bestandsaufwertung ("Bücher unter 20 Euro nicht mehr anbieten") mehr oder minder verknüpfen.

Spezifizierte Aussagen zur Sortimentserweiterung sind dagegen eher selten, kommen allerdings vor (z. B.: "Gerade in unserem Gebiet der Theologie möchten wir unsere Titelvielfalt noch weiter vergrößern und unser Sortiment auch auf weitere Geisteswissenschaften und Literatur ausweiten."). Mit den Einstellgebühren der Plattformen wird selten argumentiert, obwohl hiervon vermutlich bei nüchterner betriebswirtschaftlicher Betrachtung der stärkste Impuls für konkrete "Bestandspolitik" ausgehen könnte (immer vorausgesetzt, die Plattformen wollten den professionellen Handel mit gebrauchten und antiquarischen Büchern fördern…).

Auf die anonyme Umfrage, die über rund eine Woche lief, sind insgesamt 46 Antworten eingegangen.

Antworten in Auswahl (Dank an alle Umfrageteilnehmer!):

Umschichten. Das heißt, alles unter 10 Euro fliegt raus, dafür werden höherpreisige Bücher eingelagert.Die Stoßrichtung ist ganz klar: Im Prinzip ist eine Reduktion der Altbestände notwendig. Die Frage lässt sich aber nur beantworten, wenn man folgende Parameter mit berücksichtigt. Wie groß ist mein Lager? Ist es bereits voll oder quillt schon über? Welche Kosten verursacht es? Wenn ich günstigen Lagerraum habe, ist der Handlungsdruck natürlich nicht so groß, als wenn ich viel dafür bezahlen muss. Habe ich überhaupt Personal für entsprechende Lagerdisposition? Wir reduzieren also. Müssen. Raus fliegen die sogen. Editionen aus der Zeit von 1900 bis 1970, Klassiker, Lyrik, Prosa, alles was in Fraktur geschrieben ist und nur Text beinhaltet, und nicht mindestens Halbledereinband aufweist. Ebenso gebundene Unterhaltungs-Zeitschriften vom Ende des 19. Jh., alte Kunstbildbände und alles, was mit Religion zu tun hat. Die Frage ist nur: Wohin mit den aussortierten Titeln?Abbauen. Wenn Bestand länger als zwei Jahre an Lager wird aussortiert1. Bestandsreduzierung weil für zahlreiche Sammlergebiete kaum noch Interesse bei den Kunden besteht, die verstorben sind oder aus Altersgründen Ihre Sammlung aufgeben wollen. 2. Bestandsreduzierung vor allem über aktive Preisreduzierung, wobei auch Verluste auf den Einkaufspreis akzeptiert werden, um heute "überalterte" Lagerbestände abzubauenEs ist ganz einfach: Lagerbestände, die sich nur mühsam umschlagen lassen und deren Haltung aufgrund ihres Überangebotes auf dem Markt betriebswirtschaftlich immer unsinniger wird, weil sich ein geringer Gewinn nur noch durch die Versandkosten erlösen lässt, unbedingt entsorgen, damit man wenigstens noch einen gewissen Altpapierpreis bekommt. Ein auskömmlicher Gewinn wird sich damit nicht erzielen lassen. Lagerbestände halten nur dann, wenn es sich um solide, vor allem gut erhaltene, professionell beschriebene und einigermassen interessante Titel handelt, nach denen eine Nachfrage besteht. Wobei auf die sich ständig verändernde Preisentwicklung zu achten sei. Lagerbestände unbedingt ausbauen, dem Internet zunächst vorenthalten und den Markt beobachten, wenn es sich um Titel handelt, die aus antiquarischer Sicht nach wie vor interessant und nicht häufig sind. Um dies zu erkennen, zu entscheiden und danach zu handeln erfordert es allerdings ein gewisses Maß an Professionalität, Erfahrung und einen möglicherweise längerem Atem. Dies unterstelle ich allerdings einer großen Anzahl der im Internet agierenden Bücheranbieter nicht und so werden wohl auch in Zukunft völlig überflüssige Lagerbestände weiterhin millionenfach angeboten werden. Gebrauchte Bücher, die niemand braucht und die mit dem Begriff "Antiquariat" kaum mehr etwas gemeinsam haben.Eine Bestandsrevision sollte in regelmäßigen Abständen unabhängig von Krise oder nicht-Krise ohnehin vorgenommen werden. Das Anhäufen von Büchern, die niemanden mehr interessieren oder die auf dem Internetmarkt zu wirtschaftlich sinnlos niedrigen Preisen gehandelt werden, raubt nur Lagerplatz und Einstellgebühren. Wir gehen natürlich davon aus, dass Neueinkäufe mit heutigem Marktblick gekauft werden und deshalb auch im Lager ihre Berechtigung haben. Bücher, die allerdings länger als 10 Jahre im Lager sind, dürfen (eventuell nach einem Reduzierungsversuch) entsorgt werden. Allerdings machen wir solche Revisionen nur dann, wenn gar nichts anderes zu tun ist, was leider viel zu selten vorkommt.Wir sind ein recht breit aufgestelltes reines Versandantiquariat. Unser im Familienbesitz befindliches Lager hat eine Kapazität von ca. 30.000 Titeln. Zur Zeit sind etwa 23.000 Titel gelistet. Dennoch werden stetig Ladenhüter dem Papier-Recycling zugeführt. Marktpreisanpassungen führen wir manuell durch - einem Preisroboter möchten wir hier nicht vertrauen. Bei Neuankäufen (immer gerne, wenn es eine gute Bibliothek ist) bemühen wir uns, die Qualität zu steigern. Eine drastische Reduktion à la Hennighaus käme für uns erst bei einem Rückzug aufs Altenteil in Frage. Wir können aber auch nicht in die allseits zu hörenden Klagegesänge einstimmen. Uns geht es sehr gut… denn: wenn man oben nix reinsteckt, kann man unten auch nix rausnehmen.Das Lager zu reduzieren hat immer seinen Reiz. Aufzuräumen und dabei den Bodensatz an unverkäuflicher Literatur in Bausch und Bogen aus den eigenen Räumen zu verbannen, hat etwas beglückendes und befreiendes. Das ganze ist aber immer auch eine Frage der Wertdichte. Wer viele Bücher im einstelligen oder sehr niedrigen zweistelligen Bereich in seinen Beständen hat, der sollte sich unbedingt entschlacken. Bei teureren Büchern sind die Lagerkosten ohnehin nicht entscheidend. Kurzum: Natürlich vergrößere ich meine Bestände!Ausbau meines Lagers in den Spezialgebieten mit mittlerer und gehobener Ware - weiterer Abbau meines Lagers in allen anderen Gebieten - nochmalige Reduktion der Handbibliothek auf das Wesentliche - Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren viele Sammlungen auf den Markt drängen werden, weshalb es gilt, die Nische zu suchen und zu finden.Reduzierung - gemessen am Markt/Interesse gibt es ein Überangebot, das bereinigt werden muss. Ein Ausbau macht da wenig Sinn, man konkurrierte da mit Billiganbietern (hinter denen oft gemeinnützige Projekte etc. stehen), was wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Den Bestand zu halten ist auch nicht sinnvoll, viele Bücher stehen schon zu lange am Lager, es muss also ohnehin einer Revision unterzogen werden, was eben bei uns in jedem Fall zu einer deutlichen Reduzierung führen wird.Lagerbestand reduzieren. Kriterien: "tote" Sachgebiete, häufig angebotene Titel. Was nicht als Konvolut oder auf dem Flohmarkt verkäuflich ist, gnadenlos wegschmeißen.Altersgemäß will ich den Bestand meines Antiquariats reduzieren und mich von den niedrigpreisigen Büchern trennen und mich mehr auf den Handel mit höherwertigen Büchern kaprizieren.Ich plane keinen Abbau, sondern will die Umstrukturierung fortzusetzen. Wertvolle Bücher kaufen. Wie man auf fast jeder Auktion sehen kann: gute Ware wird selten. Lieber ein seltenes Buch kaufen, als eine Aktie.geringe ReduzierungMindestens halten, eher ausbauenBeides. Einerseits bauen wir unsere Bestände kontinuierlich aus und übernehmen nicht nur Nachlässe, Sammlungen und Bibliotheken, sondern auch ganze Antiquariatslagerbestände. Andererseits streben wir ständig Bestandsreduzierung durch Verkäufe an. In Summe bedeutet dies sowohl einen Ausbau unseres Lagerbestandes als auch zunehmende Bestellraten und Umsätze durch Verkäufe. Unser Sortiment reduzieren möchten wir nicht, im Gegenteil. Gerade in unserem Gebiet der Theologie möchten wir unsere Titelvielfalt noch weiter vergrößern und unser Sortiment auch auf weitere Geisteswissenschaften und Literatur ausweiten.Buchbestände in der Gesamtmenge reduzieren, unter der Sollzahl von 5.000 Stück bleiben. Bücher unter 20 Euro nicht mehr anbieten; Durchschnittswert ca. 50 bis 150 Euro pro Verkaufsobjekt. Seltene und teuere Bücher nur noch in Kommission. Alternativen zum Thema "Buch" suchen und finden: Antiquitäten, Autographen, Dokumente, Exlibris, Fotos, Graphik, Medaillen etc.Nach dreißig Jahren Tätigkeit als Ladenantiquar und privater Nutzer des ZVAB muss ich leider die Enttäuschung meiner Kollegen/innen bestätigen und ernstlich planen, meine Bestände zu reduzieren. Auf keinen Fall werde ich mich weiter an dem Preiskampf der Internetanbieter beteiligen, der mörderisch ist. Geld wechseln kann ich auch auf billigere Weise.Insgesamt: Lagerbestand vorsichtig ausbauen, wenn es günstige Ankaufsmöglichkeiten gibt; Lagerraum ist vorhanden. Bei Neuaufnahmen steigt dabei der unterste Preislevel sowie die im Netz vorhandenen Anzahl eines Werkes. Gleichzeitig werden vorhandene Altbestände großzügig abgebaut sowie bereits aufgenommene nach aktuellen Preisen nachgearbeitet und großzügig ausgemustert. - Das Problem für diese Schritte ist aber die erforderliche Zeit!Jene Bestände, die bearbeitet und auf Internet-Plattformen gelistet sind, sollen jedenfalls gehalten werden. Hier wäre eine Überarbeitung der Aufnahmen und Angebotspreise nötig, was aber aus Zeitmangel kaum möglich ist. Auch lange gelistete Titel verkaufen sich. Die nicht bearbeitete Ware liegt quasi als Kostenfaktor auf der Tasche. Hier ist es aber kaum möglich konvolutweise zu vernünftigen Konditionen abzuverkaufen. Was bleibt ist sichten und aufarbeiten und großzügig ausmisten. Leider nützt der angelernte Spürsinn bei dieser Aufgabe nicht wirklich. Die Nachfragesituation ist so undurchschaubar geworden, dass jeder Titel in die Hand genommen und neu bewertet werden muß. Unterm Strich eher nur marginale Bestandsreduzierung - jedenfalls aber bei Zukäufen sehr genau nach kaufmännischen Kriterien vorgehen. Auch "gute Ware" nur zu solchen Konditionen einlagern, die einen raschen Kapitalumschlag ermöglichen. Wir rechnen so, dass ein gemischter Einkauf sich in wenigen Monaten einmal drehen muß, ein zweites mal im ersten Jahr und jedenfalls noch ein drittes mal. Alles war mehr ist, ist dann wirklich Gewinn.Nein. Wir wollen langsam weiter erhöhen, mindestens auf 100000. Aber wir finden keine guten Mitarbeiter, da wir natürlich nur wenig bezahlen können.Wir haben unseren Lagerbestand schon vor 2 Jahren überarbeitet und reduziert. Kriterien waren: Anzahl des einzelnen Titels – Zustand, gebunden oder TB – Lagerdauer Jedes Geschäft macht Inventur. Ein Antiquariat sollte ein Unternehmen sein, das unter kaufmännischen Gesichtspunkten arbeitet und nicht nur als "Museum" bestaunt wird.Es gibt bei mir seit mindestens 10 Jahren keine Änderung der Praxis: der Bestand wird kontinuierlich bewertet. Alles was – sei's ständigen Preisverfalls oder wachsenden Überangebotes wegen – unter bestimmte Preisgrenzen fällt, wird aussortiert. Da mein Angebot von Anfang nicht auf Quantität ausgelegt und mein Bestand im Vergleich zu manchen Kollegen, die hohe 5- oder 6-stellige Titelmengen bewirtschaften, immer schon recht klein war, wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern. Der Versuch, bei alledem die Qualität des Angebots zu steigern, ist allerdings schwierig, da einerseits die Geschwindigkeit des Preisniedergangs rasant ist, andererseits die Beschaffung von qualitativ hoher UND marktgängiger Literatur mühsamer wird.So lange die Miete für meine 2 Lager noch überschaubar ist, werde ich meine Bestände weiter ausbauen. Ich denke Bücher werden noch einen Seltenheitswert erfahren. Auch wenn ich dass vielleicht nicht mehr erleben werde. Übrigens Ankäufe machen mir einfach Spaß, der Kontakt mit den Kunden. Zu erfahren, warum und wie sich Menschen von Büchern trennen. Die vielen Geschichten dazu. Einfach spannend und immer wieder neu für mich.Ich plane Abbau des Lagers um ca. 25 Prozent, In erster Linie Billigtitel (8 bis 15 Euro), die sich lange nicht bewegt haben.Ich plane den Lagerbestand zu halten; Vorgabe ist die Grösse des Lagers, die weder vergrössert noch reduziert wird. Um Platz für die Neuzugänge zu schaffen, werden die Altbestände sukzessiv gesichtet und entweder neu erfasst oder ausgesondert (Altpapier).Ich habe meinen Lagerbestand schon vor 10 Jahren drastisch reduziert und orientiere mich seit dem beim Ankaufen an Qualitätsmaßstäben die dem heutigen Internethandel entsprechen. Dazu gehört allerdings auch den Lagerbestand "im Griff" zu haben, sprich schneller auszusortieren was nicht verkauft wurde, als ich es früher getan habe.Altbestände, die seit Jahren das Lager verstopfen werden in diesem Jahr konsequent als Altpapier entsorgt!reduzieren: Dutzendware ausbauen: RaritätenAus Altersgründen reduziere ich den Bestand. Die Ware fliegt nach Wert ins Altpapier (das Billigste selbstverständlich zuerst…).Reduzieren. Nur noch SpezialantiquariatIch plane den Bestand auszubauen da ich als neugegründetes Antiquariat noch "Luft nach oben" habe, meine Bestände sind noch überschaubar und recht monothematischda wir signifikante Umsatzsteigerung immer nach deutlicher Erhöhung der Angebotsmenge erreicht haben wird der Bestand nach oben hin nicht gedeckeltVor einem Jahr wurde bereits 1/3 des damaligen Bestandes zu ganz kleinem Preis verkauft, mittlerweile wächst das Lager wieder. Wenn die Ankaufsmöglichkeiten wirklich überdurchschnittliche Qualität bieten: ausbauen – ansonsten: wieder kleiner schrumpfenAlles was länger als 3 Jahre steht geht für 1 Euro auf den Flohmarkt, was da nicht am gleichen Tag verkauft wird, geht in die Tonne. Denn das sind genau die Kandidaten, die ich beim nächsten größeren Ankauf wieder umsonst mit dabei habe.