Hans Jürgen Ehlers gestorben

"Ein Spezialist für 98-prozentige Perfektion"

29. Juli 2013
Redaktion Börsenblatt
Am 24. Juli 2013 starb Dr. Hans Jürgen Ehlers im 87. Lebensjahr in Stuttgart − in der Buchbranche war er insbesondere auch als "Mr. ISBN" bekannt. Ein Nachruf von Thomas Bez.

Wie kaum ein anderer vereinigte Hans Jürgen Ehlers die Leipziger Tradition mit dem technischen Fortschritt im Buchhandel. Er wurde am 10. Dezember 1926 in einer Dienstwohnung des B. G. Teubner Verlages in Leipzig geboren, wo sein Vater als Direktor und seine Mutter unter anderem als Leiterin der Schulbuch-Abteilung arbeiteten. Nach dem Abitur an der Thomasschule in Leipzig begann er als Setzer bei B. G. Teubner, erlernte dann er den Beruf des Sortimentsbuchhändlers in London, Paris und Stuttgart und studierte parallel dazu Philosophie, Pädagogik und neue Sprachen in Heidelberg, München und Oxford. 1954 promovierte er in Tübingen.

Nach einem kurzen Intermezzo als Leiter der Exportabteilung der Schrobsdorff'schen Buchhandlung in Düsseldorf wechselte er zum Ernst Klett Verlag nach Stuttgart, wo er in verschiedenen Funktionen bis Ende 1985 tätig war. Am Anfang seiner Karriere stand die Einführung der Lochkartenanlage und der EDV im Hause Klett, im März 1974 wurde ihm Prokura übertragen. Als Leiter des Bereichs "Verlagsservice" hat er die Gründung des Stuttgarter Verlagskontors (SVK) vorbereitet und durchgeführt.

Seine vielfältigen Talente und Erfahrungen setzte er im Ehrenamt für den Börsenverein und in internationalen Buchhandelsorganisationen ein. Immer wenn es um Normierung, Rationalisierung oder Standardisierung ging, tauchte der Name von Dr. Ehlers auf. Er hat maßgeblich die Entwicklung und Einführung der ISBN und ISSN vorangetrieben, was ihn in der Branche zum "Mr. ISBN" gemacht hat.

Am Anfang seiner beruflichen Karriere standen Ausbildung und Studium nebeneinander, am Ende knüpfte er noch einmal die Verbindung zwischen Theorie und Praxis: Mit 62 Jahren nahm er einen Lehrauftrag für Buch- und Bibliothekskunde an der Universität Erlangen-Nürnberg an.

Sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde 1975 mit der Goldenen DIN-Ehrennadel gewürdigt, der Börsenverein verlieh ihm 1987 die Goldene Nadel und zu seinem 80. Geburtstag wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung charakterisierte er sich selbst zwei Tage vor diesem Geburtstag: "Ich bin ein Spezialist für 98-prozentige Perfektion." So hat er den Buchhandel "fast perfekt" ins Zeitalter der EDV und der IT geführt.