Börsenverein

Was erwarten Sie von der Zukunftskonferenz, Frau Beetz?

6. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Für den Buchmarkt von morgen lassen sich viele große Szenarien entwickeln  – aber manchmal ist eine Politik der kleinen Schritte auch nicht schlecht: Annette Beetz, Geschäftsführerin Marketing und Vertrieb bei Rowohlt, über die anstehende Zukunftskonferenz des Börsenvereins am 12. und 13. September.

Schon bei der ersten Zukunftskonferenz 2011 war ich dabei – und zwar mit Begeisterung. Die Tagung war identitätsstiftend für die Branche, und dasselbe erhoffe ich mir von der Fortsetzung. Die Konferenzteilnehmer entwickelten ihre Zukunftsszenarien gegliedert nach Warengruppen, und ich fand die verschiedenen Perspektiven am Tisch dabei extrem befruchtend.

Der Börsenverein hat damals viele Wünsche und Anregungen aufgenommen, die dann schnell auf einen guten Weg gebracht wurden. Dazu gehört der Wunsch, das VLB zu einer Metadatenbank mit weitreichenden Informationen auszubauen. Oder eine gezielte Innovationsförderung, wie sie der Verband beispielsweise mit ProtoType betreibt.

Die Herausforderung beim Blick in die Zukunft: Uns ist bewusst, dass das Mediennutzungsverhalten in hohem Maße von der Technologie, und hier von großen, einzelnen Konzernen getrieben und verändert wird. Umso wichtiger ist es, dass uns diese Einsicht nicht lähmt, wir unseren eigenen Gestaltungsanspruch formulieren und den Gestaltungsrahmen abstecken. Für die kommende Zukunftskonferenz werden wir dies gezielt für die unterschiedlichen Vertriebskanäle tun.

Verlage stehen dabei vor anderen Herausforderungen als Buchhandlungen. Bei den Produzenten geht es um für zukünftige Leser relevante Darreichungsformen von Inhalten und um die passenden Geschäftsmodelle dazu. Händler und die unterschiedlichen Handelsformen wiederum beschäftigen sich mit den Beziehungsebenen zu ihren Kunden, mit ihren jeweils spezifischen Bindungsversprechen an ihre Kunden und mit neuen Formen der Kundenbindung - nicht allein um der Sorge entgegen zu wirken, zum Schaufenster der Hersteller zu mutieren. Kundenbindung muss stationär ebenso greifen wie online. Die Beziehungsqualität zwischen Händler und Leser ist aber hier sehr unterschiedlich und kann beschrieben werden, auch in ihrer zu erwartenden Weiterentwicklung. Jeder hat da sein eigenes Überlebenspaket für die Zukunft zu schnüren. Was wir alle gemeinsam haben, ist, die Lust auf die Lektüre guter Inhalte zu erhalten, zu fördern, zu steigern.

Außerdem wünsche ich mir, dass wir - Buchhändler, Verleger und Zwischenbuchhändler - das Forum der Zukunftskonferenz dazu nutzen, unsere Wünsche und Erwartungen an die jeweils anderen Sparten zu formulieren, um gegebenenfalls Störungen oder den ein oder anderen Irrglauben aus dem Weg zu räumen zu können. Jeder von uns kann, so glaube ich, Handlungsfelder identifizieren, die sich zur internen Selbstoptimierung anbieten. Damit wir den Leser von morgen perfekt bedienen.

Aus meiner Erfahrung ist es sehr lohnenswert, den hohen Innovationsanspruch, den wir an uns stellen und zu meistern hoffen, in kleinere, zu bewältigende Schritte herunter zu brechen und damit aus dem Bereich des Abstrakten zu holen. Auch das wünsche ich mir von der Zukunftskonferenz. Wir alle müssen schlichtweg hart arbeiten und unsere Hausausgaben machen. Und das kann in Anbetracht des demografischen Wandels manchmal schon heißen, die Klappentexte gedruckter Bücher größer zu setzen, damit auch Leser über 40 sie ohne Brille lesen können.

 

Die Zukunftskonferenz

Am 12. und 13. September trifft sich die Branche auf Einladung des Börsenvereins zum zweiten Mal zur Zukuntskonferenz - unter dem Thema "Content und Kanäle: Welchen Weg zum Kunden nimmt das Buch? Analysen und Prognosen für den Buchmarkt 2020". Alle Informationen gibt es hier.