Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen, so Medienberichte, von einem Suizid aus. Loest war Anfang der Woche wegen eines starken Erschöpfungszustands in das Leipziger Universitätsklinikum eingeliefert worden.
"Mit seiner Form der Literatur gelang es ihm, ein Zeugnis zu geben für den Einzelnen und die namenlose Masse derer, die diese Sprache nicht besaßen oder zum Verstummen gebracht wurden, ehe sie ihre Stimme erheben konnten", würdigte der VS-Vorsitzende Imre Török den Verstorbenen in einer Mitteilung des Verbands Deutscher Schriftsteller (VS). Von 1994 bis 1997 war Erich Loest VS-Vorsitzender.
Erich Loest, geboren am 24. Februar 1926 in Mittweida/Sachsen, zählte zu den bedeutendsten Autoren der DDR und Ostdeutschlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1944 war er der NSDAP beigetreten) volontierte er 1946 bei der "Leipziger Volkszeitung", vier Jahre später entschied er sich für ein Leben als freier Schriftsteller. Bereits 1947 wurde er Mitglied der SED. Sein Roman "Jungen, die übrig bleiben" (1950) machte ihn in der DDR bekannt. Nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 wandte er sich vom System ab, kritisierte die SED-Führung öffentlich. Eine siebenjährige Haftstrafe in Bautzen (1957−1964) wegen des Vorwurfs "konterrevolutionärer Gruppenbildung" im Zuge der Diskussionen über die Entstalinisierung und der Ausschluss aus der SED war letztendlich die Folge.
1978 erschien sein autobiografischer Roman "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene" gleichzeitig in West- und Ostdeutschland. In der DDR erlebte der vom System unerwünschte Band nur eine Neuauflage. Loest trat aus Protest gegen die Zensur des Romans 1979 aus dem DDR-Schriftstellerverband aus. 1981 siedelte er in den Westen über, drei Jahre später wurde er in der Bundesrepublik in den Vorstand des Verbands deutscher Schriftsteller gewählt.
Auch in seinen folgenden Werken thematisierte er die DDR, setzte sich mit deutscher Teilung und Wiedervereinigung auseinander. In seinem auch verfilmten Bestseller "Nikolaikirche" (1995) etwa schildert Loest den Weg zur Wende am Beispiel Leipzigs. 1990 nahm Loest, der 1999 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, seinen Zweitwohnsitz in Leipzig. Acht Jahre später, 1998, siedelte er ganz in die sächsische Metropole um.