94-jährige frühere Literaturnobelpreisträgerin gestorben

Doris Lessing ist tot

18. November 2013
Redaktion Börsenblatt
Die britische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin von 2007, Doris Lessing, ist gestern, am 17. November, im Alter von 94 Jahren in London gestorben, wie ihr Agent gegenüber der Presse bestätigte.

Geboren wurde die Autorin als Doris Taylor am 22. Oktober 1919 als Tochter eines früheren britischen Kolonialoffiziers und einer Krankenschwester im Iran. Die Familie zog 1925 in die britische Kolonie Südrhodesien (heute: Simbabwe), wo sie ein entbehrungsreiches Leben führte. Hier wuchs die spätere Autorin auf und heiratete zweimal, beide Ehen wurden geschieden. Den Nachnamen ihres zweiten Ehemanns, des deutschen Emigranten Gottfried Lessing, behielt sie bei. Aus der ersten Ehe stammten zwei Kinder, aus der zweiten der Sohn Peter (der bei der Mutter wohnte und vor drei Wochen einer schweren Erkrankung erlag).

1949 zog Doris Lessing mit Peter nach London, dort erschien 1950 ihr Romandebüt "Afrikanische Tragödie" (Originaltitel: The Grass is Singing"; aktuell auf Deutsch als Fischer Taschenbuch), in dem sie Kolonialherrschaft und Rassismus in Rhodesien verarbeitete. In der Folge wurde sie vielfach als kommunistische Autorin eingeordnet, auch ihre beiden Ex-Ehemänner waren Kommunisten. Bekannt wurde sie insbesondere mit "The Golden Notebook" von 1962 (auf Deutsch erschein "Das goldene Notizbuch" erst in den 70er Jahren; aktuell liegt es als Fischer Taschenbuch vor). Das Buch wurde ein Klassiker feministischer Literatur, eine Zuordnung die Doris Lessing selbst ablehnte. Weiter schrieb sie etwa ab 1952, beginnend mit "Martha Quest", den fünfteiligen Romanzyklus "Children of Violence" (Kinder der Gewalt) und ab 1979 den utopischen Zyklus "Canopus in Argos: Archive". Zuletzt erschien "Alfred und Emily" (2008), eine fiktive Biografie ihrer Mutter. Insegsamt verfasste Doris Lessing, die 2007 den Literaturnobelpreis erhielt, mehr als 50 Werke.

In der Presse sind bereits zahlreiche Nachrufe auf Doris Lessing erschienen: 

Der Guardian würdigt sie als "visionar, prophet, feminist icon", laut "Spiegel" war Doris Lessing "dem antikolonialen Kampf und der Frauenbewegung verbunden, ließ sich aber nie vereinnahmen". Die "Zeit" betitelt ihren Nachruf mit "Schroff, eigenwillig und umstritten". Auch für die "Welt" war sie eine "Ikone der Frauenbewegung", die "Süddeutsche Zeitung" ordnet sie als "Wanderin zwischen Welten und Anschauungen" ein.