Antiquariat

Varia Antiquaria 104

26. Mai 2014
Redaktion Börsenblatt
Erster Auktionskatalog von Nosbüsch & Stucke, erfolgreiche Harry Graf Kessler-Versteigerung in Hamburg, Kurzkommentar von Dieter Tausch zur landauf landab reüssierenden Europaskepsis. Neuigkeiten für Antiquare und Büchersammler.

Drei erfahrene Antiquare, Manfred Nosbüsch, Harald Stucke und Dieter van Reimersdahl, haben kürzlich in der Fasanenstraße 28 in Berlin das neue Buchauktionshaus Nosbüsch & Stucke GmbH gegründet, wie hier am 28. März berichtet. Seit wenigen Tagen steht nun der knapp 900 Nummern umfassende Online-Katalog der ersten Versteigerung am 14. Juni im Netz, der gedruckte Katalog folgt kurzfristig nach (Anforderung unter der E-Mail-Adresse auktion@nosbuesch-stucke.berlin). Auktionator der Versteigerungspremiere wird, wie zu erfahren war, Harald Stucke sein. Ein ausführlicher Bericht von der sicherlich nicht nur innerhalb der Branche mit einiger Spannung erwarteten ersten Auktion im Juli-Heft von "Aus dem Antiquariat" ist vorgesehen.

Am Dienstagnachmittag letzter Woche (20. Mai) versteigerte Hauswedell & Nolte in Hamburg vor gut gefülltem Saal und, wie die Ergebnisliste belegt, mit beachtlichem Erfolg den wohl letzten auf den Markt gelangenden Teil des Nachlasses von Harry Graf Kessler. Im Presse-Nachbericht des Hauses heißt es unter anderem: "Wie hoch das Interesse an der Gestalt des Kosmopoliten europäischer Prägung ist, belegt die kürzlich erschienene Gesamtausgabe seiner Tagebücher (bisher 9 Bde.) ebenso, wie die Gründung einer Harry-Graf-Kessler-Gesellschaft im vergangenen Jahr, deren Gründungsmitglieder sich teils im Saal und teils am Telefon an der Auktion beteiligten. Das umfangreiche Konvolut von etwa 1750 unveröffentlichten eigenhändigen Notizen sicherte sich erwartungsgemäß das Literaturarchiv Marbach (€ 20.160, Taxe € 5.000 gegen ein US-Gebot) und wird hiermit der wissenschaftlichen Erforschung zugänglich gemacht. Beifall im Saal belohnte den Erwerb. Auch die Totenmaske des 1937 im Exil verstorbenen 'roten Grafen' ging nach Marbach. Auch der Zuschlag für 'Sulamith', die erste Buchveröffentlichung Wieland Herzfeldes, des Bruders von John Heartfield, Verleger und Freund Kesslers, mit dem sehr reizvollen von George Grosz gestalteten Einband, übertraf mit dem Ergebnis von € 9.830 bei weitem die Erwartungen (Taxe 1500)." – Die Harry Graf Kessler-Versteigerung war ein aufschlussreiches Ereignis, und auch hierzu wird es in der Juli-Ausgabe von "Aus dem Antiquariat" einen ausführlicheren Bericht geben.

Zu guter Letzt: Dieter Tausch, Antiquar in Innsbruck und Vorsitzender des Verbands der Antiquare Österreichs, kommentiert auf Twitter indirekt und knappst, aber doch sehr treffend die teilweise überraschenden Ergebnisse der gestrigen Europawahl: "EuropaskeptikerInnen sollten einmal Schweizer AntiquarInnen befragen, was sie von ihrer europafernen Situation halten."