Ihre erste Auktion liegt nun etwa drei Monate zurück, wie beurteilen Sie aus der Rückschau Ihre Versteigerungspremiere?
Harald Stucke: Unser Unternehmen wurde im April gegründet, im Mai konnten wir die Räume in der Fasanenstraße übernehmen und ausbauen, die erste Auktion fand am 14. Juni statt, etwas mehr als zwei Monate nach der Gründung. Wenn man berücksichtigt, unter welchen Umständen und mit wie großem zeitlichem Druck wir den Katalog erstellt haben, sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Dank eines ungewöhnlich starken Nachverkaufs konnten wir weit über 50 Prozent der Positionen verkaufen. Sicher hätten wir gerne noch das eine oder andere Spitzenstück zugeschlagen, aber in unseren Kalkulationen hat dies keine Rolle gespielt. Unsere wirtschaftlichen Ziele für die erste Auktion haben wir in vollem Umfang erreicht.
Sind bei der zweiten Auktion am 25. Oktober Änderungen zu erwarten, etwa eine Reduzierung der Anzahl der Katalognummern oder eine stärkere Konzentration auf bestimmte Gebiete?
Nein, wir wollen auch weiterhin schöne Objekte aus allen Gebieten anbieten. Die Schwerpunkte von Auktionshäusern sind naturgemäß von den Einlieferungen abhängig, weshalb sich auch von Auktion zu Auktion unterschiedliche Gewichtungen bilden. Marktbedingt – aber da sind wir sicher nicht die einzigen – wollen wir uns noch stärker auf die moderne Literatur konzentrieren, auch der Bereich Fotografie wird uns verstärkt beschäftigen.
Welche Pläne und Ziele Ihres Unternehmens bestehen für die nähere Zukunft?
Zu unserer Herbstauktion wird neben dem Buchkatalog noch ein separater Fotokatalog erscheinen. Hier bieten wir eine faszinierende Sammlung mit Messbildfotografien von Potsdamer Gebäuden an. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Reisefotografie. Für 2015 sind drei Auktionen geplant. Im nächsten Jahr wollen wir unser Auktionshaus im Markt verankern und eine gesunde Unternehmensstruktur festigen. Das geht natürlich zuallererst und nur über gute Ware, die zu akquirieren auch weiter unser wichtigstes Anliegen bleiben wird.
Wie schätzen Sie die Marktlage für das deutschsprachige Antiquariat allgemein und speziell die Rolle der Auktionshäuser ein? Umschlagplatz und Handelsdrehscheibe? Ist noch Luft für Neugründungen oder läuft das am Ende auf Verdrängung hinaus?
Das Antiquariat und im Zuge dessen auch die Buchauktionshäuser sind seit geraumer Zeit im Wandel begriffen. Der permanente Preisrückgang von Büchern im unteren und mittleren Segment, der durch den Konkurrenzkampf im Internethandel forciert wird, führt im gehobeneren Handel zu einer breiteren Fokussierung auf die selteneren und teureren Bücher. Da dort das Angebot naturgemäß knapper ist, kommt es auch dort zu einer zunehmenden Konkurrenzsituation, so dass in diesem Sektor die Preise eher steigen. Die Rolle der Buchauktionshäuser ist da natürlich, in diesem hart umkämpften Segment möglichst viele spannende Objekte anbieten zu können. Das ist auch unser erklärtes Ziel. Wie viele Buchauktionshäuser der Markt verträgt, lässt sich schwer sagen. Jedes Haus hat auch sein eigenes Konzept, welches am Ende überlebensfähig ist, wird sich zeigen. Wir jedenfalls fühlen uns durch die Lage unserer Räume, durch unsere lange gewachsene Erfahrung und durch den Umfang und die Qualität unseres Angebots bestens gerüstet.
Interview: Björn Biester