Fragen zu Weltbild, das legt er gleich zu Beginn des Gesprächs fest, möchte er nicht beantworten. Halff ist es ernst: Das Wort „Weltbild“ vermeidet er.
Wie geht es Ihnen?
Danke, inzwischen gut.
Nach knapp vier Jahrzehnten an der Spitze von Weltbild haben Sie sich jetzt selbstständig gemacht. Wie entwickelt sich Ihr Start-up?
Alles ist wirklich noch ganz frisch, aber dem ging eine längere Entwicklung voraus. Ich bin sehr früh in diesem Jahr nach meinen Zukunftsplänen gefragt worden, und in diesem Zusammenhang wurden mir schon neue Aufgaben und Projekte angeboten. Das ging mir jedoch etwas zu schnell. Wichtig war mir, erst ein wenig Abstand zu meiner früheren Tätigkeit zu finden, mir auch Zeit für eine intensive Erholung zu geben. Gemeinsam mit meiner Frau und mit guten Freunden habe ich überlegt, wie es weitergehen soll. Am Ende fiel der Entschluss, dass ich bei dem bleibe, was ich in den letzten Jahrzehnten auch gemacht habe: Unternehmen in der Welt des Handels, der Medien und des Buches zu managen.
Gibt es bereits erste Projekte?
Ich führe derzeit ein halbes Dutzend Gespräche und bin selbst gespannt, was da auf mich zukommt.
Gehören zu den Gesprächspartnern auch welche aus der Buchbranche?
Ja, in einem Fall. Bei den meisten geht es eher um den filialisierten Einzelhandel insgesamt, um das Thema E-Commerce und Digitalisierung.
Das ist das, was die meisten interessiert?
Ja.
Rechnen Sie das Ihrer Erfahrung zu?
Ja.
Sie haben sich sehr lange auf die Verlagsgruppe Weltbild konzentriert, mussten im Januar für das Unternehmen Insolvenz anmelden. Begegnet man Ihnen heute offen?
Die Vergangenheit ist natürlich nicht weg, und natürlich habe ich auch im Vorfeld hinter den Kulissen viele Gespräche geführt. Ich habe ein sehr breites Netzwerk aus diesen vielen Jahrzehnten. Mein Eindruck ist: Ja, zumindest die Leute, mit denen ich spreche, begegnen mir völlig offen, rückhaltlos, vertrauensvoll.
Auf Ihrer Homepage benennen Sie Gründe für die Insolvenz von Weltbild, haben uns vor dem Gespräch aber gesagt, Fragen zu diesem Thema nicht zu beantworten. Bleiben Sie dabei?
Ja.
Wann werden Sie mit Ihrem neuen Unternehmen aktiv loslegen?
Ich stehe ja nicht unter Zeitdruck, bin unabhängig, flexibel, muss niemand etwas beweisen. Erst einmal prüfe ich gemeinsam mit interessierten Firmen beziehungsweise Investoren, welchen Beitrag ich leisten kann und soll, und ob die Vorstellungen übereinstimmen. 2015 werde ich Ihnen dann sagen können, zu welchen Mandaten es gekommen ist, sofern nicht Diskretion vereinbart wird.
Unabhängigkeit, das Gefühl, niemand etwas beweisen zu müssen: Ist das der Dreh- und Angelpunkt in Ihrem neuen Leben?
Die Unabhängigkeit erlebe ich als ein enormes, ungeheures Privileg. Ich bin nicht mehr in einer Zwangsrolle festgeschnürt – zum Schluss meiner letzten Tätigkeit hatte ich kaum noch Bewegungsspielraum. Deshalb genieße ich diese neue Phase.
Hat Ihr Start-up Mitarbeiter und Büroräume?
Nach meinem Ausscheiden hatte ich so viel Besuch von ehemaligen Mitarbeitern, Branchenkollegen und auch anderen, dass mich meine Frau sehr früh gebeten hat, das ganz schnell zu beenden. Also habe ich ein kleines Büro angemietet, nichts Weltbewegendes. In welchem Umfang ich Mitarbeiter einstellen kann und werde, hängt von den Aufgaben ab. Da habe ich einfach selbst noch kein Bild.
Sie machen alles selbst?
Das sind meine ganz persönlichen und sehr kleinen Freuden, aus denen ich auch überhaupt kein Geheimnis mache. Ich habe ja Jahrzehnte mit einem großen Stab zusammen gearbeitet, was großartig war. Aber es ist für mich auch ein Hochgenuss, alles wieder selbst machen zu dürfen. Ich schreibe ja gern, organisiere gern - und war ja lange auch ein Stückchen entkoppelt von einem Teil der Lebensrealität. Das ist nun anders und macht mir Spaß.
Als vergangene Woche bekannt wurde, dass Sie ein Unternehmen gründen, gab es eine Fülle an Reaktionen – darunter auch manche Kritik. Berührt Sie das?
Schon vor meiner Tätigkeitsbeendigung hatte ich ein Büro mit offenen Türen. Jeder Mitarbeiter, der wollte, konnte zu mir reinkommen, konnte fragen oder schimpfen. Ich habe diese Gespräche als sehr gut empfunden. Natürlich konnte ich damit nicht längst alle Kritik ausräumen, aber wenn man eine solche Führungsaufgabe über einen solchen Zeitraum innehat, muss man Kritik einstecken können. Insbesondere bei Menschen, die weiter weg sind, und keine Insiderkenntnisse haben, finde ich es also absolut verständlich und akzeptabel, dass sie sich Fragen stellen.
Bei Weltbild kehrt nach wie vor keine Ruhe ein. Beschäftigt Sie das, oder versuchen Sie eher, auf Distanz zu gehen?
Ganz eindeutig letzteres. Ich blicke auf eine für mich insgesamt sehr gute Zeit zurück, kann für mich in Anspruch nehmen, mich in höchstem Maß persönlich für das Unternehmen eingesetzt zu haben. Jetzt ist diese Lebens- und auch Berufsphase abgeschlossen. Ich wünsche dieser neuen Firma, dieser neuen Veranstaltung einfach nur viel Erfolg.