Wichtigster Tagesordnungspunkt ist die Abstimmung über eine Satzungsänderung, nach der die GIAQ in eine Genossenschaft mit beschränkter Nachschusspflicht umgewandelt werden würde – bislang gibt es keine Nachschusspflicht. Im Raum steht der Vorschlag einer Haftsumme von maximal 1.000 Euro pro Genossen (also pro Kopf, nicht bezogen auf die Geschäftsanteile). Für eine Satzungsänderung ist eine Dreiviertelmehrheit erforderlich.
Auch über andere Möglichkeiten, der GIAQ frische Finanzmittel zuzuführen, vor allem für die technische Entwicklung der genossenschaftseigenen Plattform Antiquariat.de, soll in Berlin diskutiert werden.
GIAQ-Vorstand Dr. Peter Rudolf (Versandantiquariat Dr. Peter Rudolf, Berlin) erläutert den Hintergrund dieses inhaltlichen Schwerpunkts der diesjährigen Jahresversammlung gegenüber boersenblatt.net: "Die Genossenschaft leidet schon seit ihrer Gründung an Geldmangel, das ist nicht neu, und zahlreiche innovative Vorhaben und Marketingstrategien konnten nie umgesetzt werden. Nun sind wir an einem Punkt, wo für eine zukunftsweisende Fortführung des Plattformbetriebes Investitionen notwendig sind, die […] nicht mehr in kleinen Tranchen bezahlt werden können. Es sind in erster Linie die Teilhaber unseres Unternehmens gefordert, diese Geldmittel bereit zu stellen, z. B. durch Anteilskäufe oder verzinste Darlehen. Auf freiwilliger Basis."
Zum Thema Nachschusspflicht sagt Peter Rudolf weiter: "Die Einführung einer begrenzten Nachschusspflicht ist eine mit Vor- und Nachteilen behaftete, in der Schwebe stehende Überlegung, die Kreditwürdigkeit der Genossenschaft zu erhöhen, z. B. gegenüber Banken oder privaten Investoren. Es ist eine Maßnahme, die die Mitglieder nicht unmittelbar betreffen würde, nur im Falle einer Insolvenz, wobei auch selbst dann nicht zwingend der maximale, limitierte Betrag fällig werden würde. Die Geschäftsführung der GIAQ sieht diese Maßnahme auch als einen Vertrauensbeweis der Mitglieder in das gemeinsame Unternehmen."
Peter Rudolf sieht die Frage einer besseren finanziellen Ausstattung der Genossenschaft auch in einem größeren branchenpolitischen Zusammenhang (die bislang einmaligen weltweiten Protestaktionen des Handels gegen Abebooks liegen nicht einmal 14 Tage zurück …): "Im Grunde wissen viele Antiquare, nicht nur GIAQ-Mitglieder, dass der von uns beschrittene Weg richtig ist. Aber die sehr widrigen Umstände auf technischer Ebene haben sicherlich Zweifel in der Kompetenz aufkommen lassen. Doch ohne Geld macht man selbst mit viel Kompetenz keine großen Sprünge. Ich finde es in der Situation ALLER Antiquare sehr bedauerlich, dass viele sich GEGEN etwas engagieren anstatt die Energie FÜR etwas einzusetzen. Es ist doch hoffnungslos zu versuchen, Megakonzerne auf einen Kurs einschwören zu wollen, wohingegen es ein vergleichsweise bescheidener Aufwand wäre, Unternehmungen zu fördern, die bereits alle Grundlagen für ein autarkes Vertriebssystem bieten. Und mit Grundlagen meine ich nicht nur unsere Plattform, sondern gleichbedeutend sind unsere fast 18jährigen Erfahrungen in Organisation und Führung einer Genossenschaft."
Ort der GIAQ-Versammlung, die um 14 Uhr beginnt, ist die Zunftwirtschaft in der Arminius-Markthalle Moabit.
Beispiel: Verschmelzung von ZVAB und Abebooks.
Anstatt diese Chance zu nutzen, um endlich einmal eine kritische Masse an Angeboten auf antiquariat.de zu erzeugen, verbarrikadierte man sich, wie immer, hinter seiner elitären Ideologie, und stieß wechselwillige / beitrittswillige Kollegen vor den Kopf.
Was für ein Schachzug wäre es gewesen, hätte man damals, sofort nach Bekanntwerden der Verschmelzung, wechselwilligen Kollegen die Hand gereicht; hätte man die Kunden der neu beigetretenen Kollegen angeschrieben, einen kleinen Willkommensgutschein beigelegt, und erklärt, warum es für die Kunden besser ist über antiquariat.de zu bestellen als über abebooks, und warum abebooks eben nichts mehr mit dem alten ZVAB zu tun hat.
Aber: die Ideologie war stärker.
Wenn der GIAQ-Vorstand nun sagt "Die Genossenschaft leidet schon seit ihrer Gründung an Geldmangel...", dann ist dies nur ein Armutszeugnis für den Vorstand selbst, denn es zeigt, dass das ganze Projekt von Anfang an nicht auf solide Füsse gestellt wurde.
Und dieser Vorstand kommt nun auf die Idee, dass jedes Genossenschaftsmitglied einfach mal mit 1000 Euro für die GIAQ bürgen soll?
Dann geht es weiter: "... Im Grunde wissen viele Antiquare, nicht nur GIAQ-Mitglieder, dass der von uns beschrittene Weg richtig ist....".
WAS um alles in der Welt ist an einem beschrittenen Weg im Bereich der Wirtschaft richtig, wenn er sich als nicht erfolgreich herausstellt?
Und dann: "...Aber die sehr widrigen Umstände auf technischer Ebene haben sicherlich Zweifel in der Kompetenz aufkommen lassen...."
Liebe GIAQ,
wenn ihr in den weiter unten im Text genannten fast 18 Jahren Genossenschaft keine ausreichenden finanziellen Mittel erwirtschaftet habt, wenn ihr mit der Technik nicht klar kommt, dann ist das schon schlimm genug. Aber diese Tatsachen dann auch noch im Börsenblatt auszubreiten, dass widerspricht jeglicher kaufmännischer Vernunft.