Antiquariat

GIAQ-Versammlung am 1. Dezember

18. November 2018
von Börsenblatt
Die Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ) kommt am 1. Dezember in Berlin zur 17. Jahresversammlung zusammen. Mehrheit für beschränkte Nachschusspflicht?

Wichtigster Tagesordnungspunkt ist die Abstimmung über eine Satzungsänderung, nach der die GIAQ in eine Genossenschaft mit beschränkter Nachschusspflicht umgewandelt werden würde – bislang gibt es keine Nachschusspflicht. Im Raum steht der Vorschlag einer Haftsumme von maximal 1.000 Euro pro Genossen (also pro Kopf, nicht bezogen auf die Geschäftsanteile). Für eine Satzungsänderung ist eine Dreiviertelmehrheit erforderlich.

Auch über andere Möglichkeiten, der GIAQ frische Finanzmittel zuzuführen, vor allem für die technische Entwicklung der genossenschaftseigenen Plattform Antiquariat.de, soll in Berlin diskutiert werden.

GIAQ-Vorstand Dr. Peter Rudolf (Versandantiquariat Dr. Peter Rudolf, Berlin) erläutert den Hintergrund dieses inhaltlichen Schwerpunkts der diesjährigen Jahresversammlung gegenüber boersenblatt.net: "Die Genossenschaft leidet schon seit ihrer Gründung an Geldmangel, das ist nicht neu, und zahlreiche innovative Vorhaben und Marketingstrategien konnten nie umgesetzt werden. Nun sind wir an einem Punkt, wo für eine zukunftsweisende Fortführung des Plattformbetriebes Investitionen notwendig sind, die […] nicht mehr in kleinen Tranchen bezahlt werden können. Es sind in erster Linie die Teilhaber unseres Unternehmens gefordert, diese Geldmittel bereit zu stellen, z. B. durch Anteilskäufe oder verzinste Darlehen. Auf freiwilliger Basis."

Zum Thema Nachschusspflicht sagt Peter Rudolf weiter: "Die Einführung einer begrenzten Nachschusspflicht ist eine mit Vor- und Nachteilen behaftete, in der Schwebe stehende Überlegung, die Kreditwürdigkeit der Genossenschaft zu erhöhen, z. B. gegenüber Banken oder privaten Investoren. Es ist eine Maßnahme, die die Mitglieder nicht unmittelbar betreffen würde, nur im Falle einer Insolvenz, wobei auch selbst dann nicht zwingend der maximale, limitierte Betrag fällig werden würde. Die Geschäftsführung der GIAQ sieht diese Maßnahme auch als einen Vertrauensbeweis der Mitglieder in das gemeinsame Unternehmen."

Peter Rudolf sieht die Frage einer besseren finanziellen Ausstattung der Genossenschaft auch in einem größeren branchenpolitischen Zusammenhang (die bislang einmaligen weltweiten Protestaktionen des Handels  gegen Abebooks liegen nicht einmal 14 Tage zurück …): "Im Grunde wissen viele Antiquare, nicht nur GIAQ-Mitglieder, dass der von uns beschrittene Weg richtig ist. Aber die sehr widrigen Umstände auf technischer Ebene haben sicherlich Zweifel in der Kompetenz aufkommen lassen. Doch ohne Geld macht man selbst mit viel Kompetenz keine großen Sprünge. Ich finde es in der Situation ALLER Antiquare sehr bedauerlich, dass viele sich GEGEN etwas engagieren anstatt die Energie FÜR etwas einzusetzen. Es ist doch hoffnungslos zu versuchen, Megakonzerne auf einen Kurs einschwören zu wollen, wohingegen es ein vergleichsweise bescheidener Aufwand wäre, Unternehmungen zu fördern, die bereits alle Grundlagen für ein autarkes Vertriebssystem bieten. Und mit Grundlagen meine ich nicht nur unsere Plattform, sondern gleichbedeutend sind unsere fast 18jährigen Erfahrungen in Organisation und Führung einer Genossenschaft."

Ort der GIAQ-Versammlung, die um 14 Uhr beginnt, ist die Zunftwirtschaft in der Arminius-Markthalle Moabit.