Claudia Michalski über Führung im Wandel

Führung im Wandel

11. Mai 2017
von Börsenblatt
Digitalisierung ändert alles: Wünsche der Kunden, Chancen des Handels, Konkurrenz der Medien. Heute gelingt Führung nur, wenn sie es versteht, Mitarbeiter mitzunehmen auf den neuen Weg. Meint Claudia Michalski.

Kaum eine Branche ist durch die Digitalisierung so spürbar verändert worden wie die Buchbranche. Bücher werden immer noch gekauft – allerdings nicht mehr zwingend in der Buchhandlung. Bücher werden immer noch gelesen – allerdings nicht mehr zwingend gedruckt. Bücher werden zunehmend inszeniert – und die Anforderungen der Kunden an die Buchhändler steigen ständig. Flexibilität und ständige Erneuerung sind gefragt.

Die Kennzeichen der immer komplexer werdenden Welt werden oft mit der Kurzformel VUKA zusammengefasst: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz. Um unter diesen herausfordernden Bedingungen erfolgreich zu sein, müssen nicht nur die Mitarbeiter lernbereit und offen für Neues sein, auch und insbesondere die Führungskräfte sind gefordert.

Mit strikt hierarchischen Strukturen, patriarchalem Verhalten alter Schule und starren Zielvorgaben ist das Scheitern programmiert. Gefragt ist ein neuer Führungsstil, der die Mitarbeiter einbezieht und das Unternehmen insgesamt befähigt, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Die Rede ist von agilem Management.

Was heißt agiles Führen? Agil im Wortsinn bedeutet nichts anderes als beweglich, wendig, flexibel. Agiles Management setzt auf Vertrauen, Verantwortung und Teamwork. Das kollektive Potenzial im Unternehmen hat Priorität gegenüber der Einzelleistung.

Drei Prinzipien des agilen Führens sind für Führungskräfte ­besonders wichtig:

1. Veränderung wird von oben geführt
"Der Fisch stinkt vom Kopf her" ist als Sprichwort nicht neu, gilt aber insbesondere in Zeiten der Veränderung. Es reicht nicht, wenn die Mitarbeiter flexibel und wendig sind, die Agilität muss von jeder Führungskraft gelebt werden, um glaubwürdig und wirksam zu sein. Das setzt nicht nur die innerliche Bereitschaft voraus, sondern auch konsequentes Handeln und lebenslanges Lernen. Denn nur wer selbst auf dem neusten Stand ist, kann neue Methoden anwenden und so seine Mitarbeiter in die neue Zeit führen.

2. Entwicklung und Befähigung der Mitarbeiter
Ein wichtiges Prinzip des agilen Führens, vielleicht das wichtigste, ist die Fortbildung und Entwicklung der Mitarbeiter. Das gilt nicht nur in fachlicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht, denn Beziehungsarbeit ist in diesem Kontext genauso wichtig wie die Sachthemen. Empowerment heißt das Zauberwort: Wer seine Mitarbeiter inspiriert, motiviert und untereinander vernetzt, versetzt sie in die Lage, ihr Potenzial zu zeigen und sich maximal in das Unternehmen einzubringen.

3. Dezentralisierung von Entscheidungen
Veränderung wird beschleunigt, je dezentraler Entscheidungen getroffen werden. Denn Tempo ist entscheidend. Besser schnell festlegen und handeln als lange zaudern. Das ist ungewohnt und erfordert die Bereitschaft der Führungskräfte, Freiräume zu ­geben.


Fazit: Auch in kleineren Buchhandlungen lässt sich Agilität sehr gut leben, da hier leichter als in großen Strukturen Vertrauen aufgebaut werden kann. Was hindert also den Inhaber einer Buchhandlung daran, seinen Mitarbeitern je nach Neigung eigene Verantwortungsbereiche zu geben? Viele positive Beispiele für Agilität wurden zum Beispiel im Rahmen des Young Excellence Awards ausgezeichnet. Um mit Mut und Kreativität neue Wege in der Buchbranche gehen zu können, braucht es Freiraum – und ein agiles Management.