Katerina Poladjan wurde von der Jury, bestehend aus Matthias Kniep, Hans Thill und Miriam Zeh, aus dem Kreis der bisher durch den Deutschen Literaturfonds geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten gewählt. Der „Große Preis des Deutschen Literaturfonds" ist aus dem „Kranichsteiner Literaturpreis" hervorgegangen und mit 50.000 Euro dotiert. Aus der Begründung der Jury:
„Ihre Romane sind Schatzkästchen. An einer Figur oder einem Gebäude, einem einzelnen erzählten Tag oder einer therapeutisch aufgearbeiteten Lebensgeschichte kann die 1971 in Moskau geborene Katerina Poladjan die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts in all ihrer Ambiguität aufblättern. So öffnete ihr Roman Zukunftsmusik (2022) jenen kurzen historischen Moment, als in der Sowjetunion mit dem Tod des Generalsekretärs Konstantin Tschernenko alles möglich schien – für die Bewohner der unscheinbaren Kommunalka und das ganze Land. In Hier sind Löwen (2019) wagt sich ein Geschwisterpaar in schönster lakonischer Sprache auf die Spuren ihrer Familie, die im Ersten Weltkrieg dem Völkermord an den Armeniern zum Opfer fiel.
Anfang der 70er Jahre an den Händen ihrer Eltern 'durch einen Spalt im eisernen Vorhang gezogen', wie sie es selbst einmal formuliert hat, balanciert Katerina Poladjan dabei auf den Schultern der russischen Weltliteraten und schreibt von dort aus europäische Romane. In Goldstrand (2025) zeichnet sie von den 1920er Jahren bis zur Gegenwart eine Familien- und Exilgeschichte, in der Verlust und Aufbruch einander die Hand geben wie eine Generation der nächsten, bis ein melancholisches Panorama einer europäischen Epoche entsteht.“